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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

sie nun anfangen aufzuborsten nimmt man sie vor, schüttelt den Saamen sachte heraus / und da er zum erstenmahl nicht gar fället / kan man sie wieder weg legen / bis sie denselben gäntzlich fallen lassen / man mag auch in den Flüssen / so durch die Erlen-Höltzer gehen / achtung geben / woselbst der Saame gar röthlicht wie Senf-Körner auf den Wasser fleust / da soll man Stangen quer über den Fluß legen / daß sie halb aussen und halb in Wasser sind / so wird sich solcher Saame gar roth daran legen / und also etwas zusamlen seyn. Es werden hiernechst die Erlen durch Satz-Erlen fortgepflantzet / die man in die morastigen Oerter / und Wasser-Quellen stecket.

Desgleichen so nimmt man die Wurtzeln einer Ellen lang / und als eine Hopf-Stange dick / stecket sie bey rechter Zeit zur Helffte in einen Morast oder nassen Ort / so schläget und wächset sie ebenfalls aus. Es sollen aber die Satz-Erlen zuvor eine zeitlang / auch wohl den Winter über in ein Wasser / so tief / als man sie in die Erde sonst pfleget zu stecken / geleget werden / so setzen sich Knoten daran / welche hernach in Wurtzeln treiben / jedoch müssen diese Setzlinge in Bunde gebunden kurtz auch wohl nur zwey Ellen lang seyn / welche also eher bekommen / als die längern / es kan ihnen auch der Wind nichts thun / weil sie fest in Moder oder Erde stecken / und also nicht nöthig ist / sie anzupfählen und dieses wär also von Vermehr- und Fortpflantzung dieses Holtzes.

§. 38. Wenn aber das Holtz / so wieder heraus gewachsen / zurücke bleiben und vergehen soll / wird solches nicht abgehauen / sonsten schlägt es wieder aufs neue aus; sondern die jungen Sprossen oder Sommer-Latten müssen 1. 2. biß 4. Jahr nacheinander abgeklopffet werden / so sprossen sie alsdenn nicht wieder hervor / und die gantzen Stöcke verderben / wie solches sonderlich in der Marck / wo die Moräste von Holtz geräumet und zu guten Bau-Land gemachet werden / täglich practiciret wird.

An Orten wo es etwan naß / und man die Höltzer oder Gehaue vor das Vieh verwahren will / ist eine Hecke von Erlen das Beste und Sicherste / denn sie wachsen schnelle auf / und sind bitter / daß sie das Vieh nicht so leicht abfrißt / aber sie müssen enge und doppelt hintereinander gesetzet / auch oben her beschnitten werden / so wachsen sie dichte in einander.

Wo es an den Erlen-Bäumen grosse ausgewachsene Klumpen oder Knoten hat / werden aus solchen Pulver-Flaschen gedrehet / welche schön gefladert oder gesprenckelt / auch schön zu poliren seyn.

§. 39. Zum Laub-Holtz so keine Früchte träget / gehöret auch der Ilmen- oder Fliegen-Baum.

Nach etlicher Meynung sollen dessen viererley Arten und noch mehr seyn. Andere aber theilen ihn ab in das Männlein und Weiblein.

Allein gleichwie

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/351&oldid=- (Version vom 20.8.2021)