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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

wie öffters gedacht / abgefretzet wird.

Hingegen siehet man auf Böhmischer Gräntze dergleichen junge Stämmlein / nachdem die Wild-Bahne in dasiger Gegend nicht so starck / derowegen wäre wohl der Mühe werth / diesen herrlichen Baum / der so schnell wächset / gut Bau- und Brenn-Holtz giebet / für allen andern aufzubringen / sonderlich da sich fast unter allen Holtz keines so sicher als dieses verpflantzen lässet / ob gleich die Stämme ziemlich alt / welches ein herrlicher Vortheil / wo man in Alleen großer Stämme benöthigt ist.

Man muß aber solche mit so viel Erden / als nur daran bleiben will / ausheben und wieder versetzen / und dabey allezeit feucht halten.

Es kan auch solcher Baum von den jungen Sprossen fortgebracht werden / aber am besten durch den Saamen / welcher in der Baum-Schule gesäet / und hernach etwas Erde darauf geschüttet / oder gesiebet wird / und wenn trucken Wetter einfället / müssen solche Bethe gleich andern Garten-Gewächsen wohl begossen werden.

Wenn der Saame aufgegangen / kan man wohl noch mehr luckere Erde darauf thun / und den Wachsthum befördern / und nachdem solcher sich anstellet / kan man in ein oder zwey Jahren schon anfangen die Stämmlein zuverpflantzen.

Dieser Saamen nun vergleicht sich allerdings dem breiten Melden-Saamen / und wenn er gnugsam reiff und zeitig ist flieget er davon.

Die Natur hat ihn gar sorgsam verwahret / denn er steckt unter und zwischen denen Blättern / dahero sie uns zuerinnern scheinet / daß wir solchen mit allen Fleiße sammeln und in obacht nehmen sollen / zumahl er wie gedacht / nach erlangter Reifung davon fleugt. Es lässet sich aber / dieser Baum nicht allein gleich den Weiden, füglich versetzen / sondern auch wie jene in den Gruben einlegen / sonderlich da es etwas feucht / jedoch muß es nicht zu tief / sondern nur seuchte geleget / und fast eingetreten werden / so schläget es überall aus / welches denn hernach zum versetzen wohl zu gebrauchen.

Ja die Aeste und alles Holtz von der Ilme ist zum Ausschlagen genaturet / so gar / daß wenn das Holtz zu starck / kan es gespalten / und in die Erde geleget werden / so schläget es gleichfalls aus / welches Ausgesprösse denn theils zu versetzen / und kan also von einen eintzigen Ilmen-Baum in kurtzer Zeit eine ziemliche Gegend bepflantzet werden.

Etwas gute Erde zum Stamm oder Wurtzel zu Zeiten geschüttet / befördert den Wachsthum / auch kan die Erde ein wenig auffgehacket werden / daß die Feuchtigkeit zur Wurtzel kommen möge.

An Wipfeln soll man solche Bäume beym Versetzen nicht beschädigen / sonsten werden sie wandelbar / und das Wasser dringet oben ein bis in Stamm.

§. 42. Der Lein-Baum hat gar ein hartes zähes / aber doch leichtes klein jährigtes und zärteres Holtz / als die Ahorn / ist denen Tischlern gar dienstlich / wächset neben den Ilmen und Aschen in

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/353&oldid=- (Version vom 20.8.2021)