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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

großen und hohen Wäldern / und ist fast eben zu allen Gebrauch als die Ilme dienlich.

Es ist sonsten eine Art von Ahorn wird aber nicht so groß und hat klein kerbigter Laub / wie auch schöner Holtz- und kleineren Saamen / als die letztere / trägt auch eine etwas glattere und weißlichtere Schale / als diese / wird wegen seiner Zachheit sehr viel zu Piquen gebraucht.

§. 43. Von Rüstern-Baum muß in dieser Classe auch gehandelt werden.

Dieser ist fast gleicher Art mit dem Ilmen oder Fliegen-Baum und sind dessen zweyerley Geschlechte / eines so auf Höhen wächset / hoch und starck wird / zwar wohl Saamen / aber keine Früchte träget / doch mit seinen Laube dem Viehe dienlich ist / maßen Columella lib. 5. c. 6. schreibet Frondem jucundiorem praebet bobus, ut si ea assidue pecus alueris, fastidium aliarum frondium afferat. D. i. Das Laub von diesen Baum ist dem Rind-Vieh sehr angenehm / daß wenn man solches darzu gewehnet / es hernach das andere Laub nicht fressen mag.

Die andere Art wird Campestris oder die auf der Ebene wächset genannt / welche nach eben dieses Columellae Zeugniß auf Gebürgischen und rauhen Orten kein Fortkommens hat.

Denn es wachsen diese Rüstern gern an morastigen Orten / sehr hoch und starck / brechen aber endlich vor Alter ein / und werden wandelbar.

§. 44. Das Rüstern Holtz ziehet sich von gelb auf röthlich / seine Blüthe kömmt aus dem äuserlichen Theil seiner Aestlein herfür / aus vielen schwartz röthlichen Fäserlein bestehend / darauf folgen flache Schöttlein oder Täschlein / welche ablänglicht / und einen kleinen zart und flachen auch weis und süssen Saamen führen, er wächset zwischen denen Blättern / und siehet ebenfalls wie großer Garten Melden-Saamen in der Größe und Gestalt / muß in Herbst / so bald man spühret / daß er reiff ist zum säen gesamlet werden / sonsten verfleuget selbiger.

Die Blätter sind gar rauch und scharff / länglicht ausgekerbt / mit harten Strichlein oder Aederlein / in die Länge und in die Quere / das Laub schlägt im Frühling gar bey zeiten aus. Es liebet dieser Baum sonderlich den Weinstock / der auch denselben umfasset / und an ihn in die Höhe wächset / davon Ovidius lib. 2. Amor. El. 16. schreibet:

Ulmus amat vites: Vitis non deserit Ulmum:
Separor a Domina cur ego saepe mea?

D. i. Der Rüstern-Baum liebt den Weinstock / und dieser verlässet jenen nicht.

Aber warum werde ich denn so offt von meiner schönen Beherscherin getrennet? Die Seiden-Würmer so gewohnet sind von weißen Maulbeer-Blättern gespeißet zu werden / sollen auch die Blätter von Rüst-Baum fressen / weil sie noch zart und weil es rauch / kans der Wurm desto eher anfassen und fressen.

Auf

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/354&oldid=- (Version vom 20.8.2021)