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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

des Rüst-Baums Blättern finden sich Bläßlein oder Knösplein / darinnen eine Feuchtigkeit / aus welcher eine Art Fliegen oder Mücken wächset / so ein Loch in solches Knösplein machet / davon flieget / und das Knösplein sammt den Blat hinter sich lässet / dahero wird die Rüster auch der Fliegen-Baum genennet.

Es hat dieser Baum ein ungestalt flasricht und mosericht Holtz / aber sehr fest / und ineinander verwimmert.

Darum es auch wegen seiner Festigket / zu Stück Lavetten gebraucht wird. Fliegen-Baum / Ilme und Rüstern / wird von denen meisten Holtzverständigen für einerley Geschlecht gehalten / jedoch findet man / daß es in etwas an Laube unterschieden ist / nehmlich des Fliegen-Baums ist breiter / mit tieffern oder längern Kerben als die Ilme und Rüstern ihres; diese aber hat röther / und jene weißer Holtz / und ist deswegen von etzlichen rothe und weise Rüster genennet / sie wird auch durch Ausläuffer und Saamen fortgepflantzet.

§. 45. Der Gerber-Baum ist auch unter dieses Capitel zu zehlen. Dieser wächset wild und zahm auf Gebürgen in Languedoc, Italien / sonderlich in Spanien bey der Stadt Salmantica, allwo er mit sondern Fleiß und nicht geringer als der Weinstock gebauet wird. In Teutschland kömmt er leicht fort / schläget aus / und vermehret sich gar behende von der Wurtzel / so oben an der Erden daher schleichet.

Er hat eine wollichte Rinde und lange ausgekerbete Blätter.

Die Früchte sind rauche Trauben / darinnen ein röthlichter Saame lieget / der Ilmen Saame ist größer / aber doch der Rüster gleich / und stehet solcher trauben Weise auf dem Baum / die Vogel und Mäuße etc. fressen ihn / so bald er fält / sehr begierig weg / dahero muß er zuvor mit Fleiß gesammlet werden. Der Baum hat viel Marck / wie die Hollunder.

Wenn ein Ast davon gehauen / oder abgeschnitten wird / tritt ein weiser Safft hervor / derhalben darf man an den jungen Stämmlein nicht viel schneiden / sonsten entgehet ihn selbiger gantz und gar.

Zum Leder gerben soll die Rinde und Blätter sonderlich dienen / und gut dichte Leder / als Corduan und Juchten davon praepariret werden / wäre also nicht unrathsam / daß man suchte dergleichen Holtz in Menge aufzubringen.


Das Fünffte Capitel /
Von Laub Holtz so keinen kennlichen Saamen
träget.

§. 1. Vielerhand Gattungen der Weiden.

§. 2. Deren Nutzen /

§. 3. Blüthen und etlicher Weiden-Saamen.

§. 4. Von Weidenköpffen.

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/355&oldid=- (Version vom 20.8.2021)