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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

sie auch mit ihren Schatten und fallenden Laub wenig Schaden. Wenn die geringe und niedrige Art Weiden etwas erstarcket / hernach als Sätzlinge abgehauen / verpflantzet oder versetzet werden / so werden sie gleichwohl größer und stärcker.

§. 8. Diese beyden Gattungen derer Weiden sind also die vornehmsten; die übrigen und gewöhnlichsten sind Die Buch-Weide. Die bekommt zwar einen ziemlichen Stamm; allein / es springet stets etwas Holtz und die Enden von Aesten abe / fallen in das dabey stehende Graß oder Getreyde / und ist selbige wegen ihrer Sprödigkeit fast zu nichts mehr / als zu Feuer-Holtz zu gebrauchen.

An statt der Pfähle und Zaunstecken kan man sie endlich in die Zäune schlagen / da sie aussprossen / und dienen solche sonderlich dazu und dauren sehr lange.

§. 9. Nechst dieser sind die Krebsweiden; solche dienen große Wasser damit zuverbauen und den reißenden Strohm zu wehren. Ferner die kleinen Bachweiden / welche besser eingesencket als gestecket wachsen / und geschicht solches in Frühlinge / um welche Zeit sie auch zubeschneiden sind.

Die Bindweiden lässet man nicht stärcker werden / als man sie brauchet / und werden in Frühlinge in abnehmenden Monden abgeschnitten / wachsen darauf etwas zarter / als wenn sie in zunehmenden Monden geschnitten werden.

Chardin schreibet p. 460. daß man in Persien auch in besten Lande viel Weiden-Büsche / Pappelweiden und Linden sehe / welche also pfleglich unterhalten würden / daß man sich derselben mit der Zeit zum Gebäuden bedienen können.

§. 10. Endlich so ist auch der Pappel-Baum zu betrachten. Insgemein saget man / daß zweyerley Sorten oder Arten der Pappeln seyn / nehmlich die weise und die schwartze.

Populus alba oder weiser Pappel-Baum setzet seine Wurtzel nicht tief in die Erde / treibet aber einen geraden Stamm hurtig und geschwind in wenig Jahren über sich / hat eine weißlich grünende Rinde / sein Holtz ist auch weis / und bekommt viel und starcke Aeste: Die Blätter sind eckigt / breit und zerkerbet / fast denen schmahlen Wein-Blättern ähnlich / aber weis und wollig / welche von innen ganz weise Fäßlein haben wie Wolle.

An den Zweigen wachsen länglichte wollichte Zäpfflein / so anfänglich purpur-braun sind.

Der Baum giebt einen feinen Schatten / und bey der Knospen-Zeit in Frühling einen lieblichen Geruch.

Aber weil er die Wurtzel nicht tief in die Erde

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/361&oldid=- (Version vom 20.8.2021)