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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

dauret aber nicht ins Wetter zu bauen / jedoch in Trocknen bestehet es lange Zeit.

Zu Drechßler Arbeit ist das Holtz sehr gut / auch zu Blase-Bälgen, denn es schwindet nicht / man kan es auch zu Sparren und andern Holtze in geringen Gebäuden brauchen.

Im Feuer lodert es jehling weg / und hält die Wärme davon nicht lange nach. Hingegen wächset es geschwinde / und in einem Jahre mehr als ander Holtz in 3. 4. oder 6. Jahren.

§. 13. An den Wurtzeln / wenn sie etwas blos liegen / schlagen gleich junge Sprossen oder Schösserlein aus / so man wieder versetzen kan.

Man setzet auch die Satz-Weiden davon / gleich andern gemeinen Weiden / und kan solche von 4. 6. 8. und mehr Ellen hoch nehmen / und eine halbe oder dreyviertel Ellen tief in ein Loch stecken. Vor Zeiten ist dieser Baum dem Herculi zugeeignet gewesen / v. Ursinum in Arboreto Bibl. c. 10. n. 6. p. 164. Aus Virginien hat man eine Art Pappelweiden in Franckreich und Engelland bracht / so sehr leicht fortzupflantzen und gut Holtz geben soll.

§. 14. Die Aspe wird vor die dritte Art der Pappel-Bäume von etlichen gerechnet / so von den Alten Populus Lybica, von den neuern aber Populus tremula genennet wird / daher das teutsche Sprichwort kommt: Es zittert wie ein Espen-Laub. Denn weil die Blätter an einem dünnen und langen Stiele hangen / so geschicht es daß sie sich stets bewegen / ob sie wohl keine Lufft anwehet.

Und von diesem stetigen Zittern und Geräusch wird der Baum von den Holländern Rateler genannt / von rasseln.

Er wächset an feuchten Orten, auch in grossen Wäldern, und pflantzet sich von sich selbst leicht fort / wo er einmahl seinen Stand genommen; Er hat runde / dicke / fette Blätter / theils etwas gekerbet / träget Zapffen / gleich den Pappelweiden und Haselstauden.

§. 15. Es dienet auch dieser Baum gar wohl zum Schlag- oder Unter-Holtz.

Sonsten hat er gar ein weichliches Holtz / so weg brennet wie Stroh / und giebt daher wenig Hitze / auch wenig oder gar keine Asche; hingegen ist es gut zum Aussticken der Gebäude / die hernach gekleibet werden / denn es schwindet nicht. Ingleichen wird aus dieser Ursach auch allerhand Geräthe an Schüsseln / Mulden und dergleichen davon gemachet / weil es nicht schwindet / auch nicht aufreiset / It. allerley Drechsler-Arbeit / allermaßen das Holtz sich wohl arbeiten lässet / nicht hart / aber leicht ist / und dahero wohl fortzubringen / es arbeitet sich schöne glatt und weiß / giebt auch eine gute leichte Kohle zu allerhand saubern Arbeit dienlich / und sonderlich zum Pulver; das faule Holtz davon giebt guten Zunder / wie es denn gar geschwinde faulet / wenn es nicht in

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/363&oldid=- (Version vom 20.8.2021)