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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Oeffen / die Zimmer / Hütten und Stuben / worinnen wir uns auf zuhalten pflegen / erwärmet würden! Und würden wir des einen Elements / des Feuers nehmlich / ohne das Holtz entbehren müssen / als in welchen es seine Nahrung und Consistenz hat.

Die klugen und Weltweißen Chineser halten / das Holtz nicht ungeräumt selber für ein Element, derer sie 5. statuiren / nehmlich metallum, lignum, aqua, terra, & ignem. Die Elementa nennen sie partes mundi visibiles & sensibiles, und sagen: der Saturnus thue seine Würckung der Erde zu gut / aber der Jupiter dem Holtz / der Mars dem Feuer / Mercurius dem Wasser / und die Venus dem Metall, dahero sie auch den Saturnum den Erd-Stern / und den Jupiter den Holtz-Stern etc. nennen.

§. 8. So könte auch sonsten in andern Dingen die Nahrung und Bequemligkeit des Lebens nicht fortgesetzet werden / wenn wir kein oder nicht gnugsam Holtz hätten.

Wie viel Handwercke / sind / welche entweder gar nicht / oder doch nicht wohl ohne dasselbe getrieben werden mögen? Solches beweisen gnugsam die Zimmer-Leute / Mäurer / so ohne Gerüste / Bögen / und dergleichen / mit ihrer Arbeit nicht wohl fortkommen können / item die Tischler / die Drechßler und Bildhauer / die Form- und Leistenschneider / Büchsenschäffter / Böttiger / Wagner / Flecht- oder Korbmacher / Seiler / welche aus Bast Seile und Köber verfertigen / Färber und Töpffer etc.

Worbey denn wohl zu wüntschen / daß eine gründliche Nachricht durch einen guten Physicum, und Mechanicum, specifice an Tag gegeben werden möchte / worzu eine jede Art des Holtzes / am dienlichsten / am bequemsten / nutzbarsten und am beständigsten zu gebrauchen / so würde dadurch viel Holtz ersparet / und dem gemeinen Wesen grosser Vortheil geschaffet werden.

§. 9. Es giebet auch das Holtz einen besondern Nutzen in Färben / folglich zur Kleidung und andern Behuff der Menschen; denn wer weiß nicht / daß die in Späne gehauene Eichen und Erlen wie auch deren Rinden / zu der schwartzen Farbe / deren wir uns meistens bedienen gebrauchet werde? Die Creutz-Beere geben denen Mahlern eine gelbe Farbe / des Brasilien- und andern Färbe-Holtzes anjetzo zu geschweigen.

Ja / wie wolte die aller älteste Nahrung und die von GOtt selbst dem Menschen aufgelegte Acker-Arbeit verrichtet / und das Getreyde erbauet werden können, wenn das Holtz nicht das beste hierbey thäte? Wie solches die in einem bestelten Forberg oder Bauer-Hofe befindliche Geräthschafft / an Pflügen / Egden / Waltzen / Wagen etc. gnugsam bezeuget / auch hier alles anzuführen / zu weitläufftig fallen würde.

§. 10. Hat man eine Reise oder nöthige Zufuhre an Victualien und andern Nothwendigkeiten außerhalb seiner Wohnung vor, so spühren wir abermahls / daß wenn wir dieselbe nicht mit grosser Beschwerligkeit zu Fuße verrichten / oder das benöthigte aufn Rücken

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/376&oldid=- (Version vom 20.8.2021)