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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

zur Zierde und Kleidung dienen / ihren Aufenhalt geben. Denn es befindet sich darinnen an Feder Wildpreth / Auer- und Bürckhüner / wie auch Hasel- und Rebhüner- wilde Tauben und Schneppen / Zimmer oder Krammets-Vogel / Schnerren / Zippen / Amseln / Droßeln / und A. M. so alles gute Schnabelweide ist / und wo sie in etwas geheget werden / in Menge anzutreffen; Ferner ist daselbst roth und schwartz Wildpreth / Hirsche / Rehe / Gemsen / wilde Schweine / Hasen / so alle zum speißen und dem Geschmack sehr annehmlich / und der Gesundheit zuträglich seyn; Ingleichen wohnen in Wäldern Bären / Wölffe / Luchsen / Marder / Zobel / Hermelin / Ilteß / und so fort deren Peltzwerck nicht allein den Leib wieder die Kälte zu erwärmen / sondern auch denselben damit zu schmücken gebrauchet / und den Unterschied nach / so wohl von reichen als armen getragen wird.

§. 22. Wie nun uns hierbey die Wälder zur Speiße und Nahrung / wie auch zur Erwärmung und Zierde unserer Leiber zu statten kommen; so recommandiren sie sich ferner auch denen Ohren; indem ja mancherley Arten der lieblich singenden Vögel / als Amseln / Zippen / Nachtigallen / Fincken / und dergleichen auf denen grünen Aesten der Wald-Bäume sich aufhalten / nisten / und denen Einwohnern und Reisenden / sonderlich / in Frühlinge / nicht geringe Lust erwecken.

Und daß wir auch der nutzbaren Bienen zugleich mit gedencken / so ist gewiß zu verwundern / daß in denen großen Wäldern in der Marck / Pohlen / Moscau / Schweden / und andern gegen Norden gelegenen Ländern / selbige sehr häuffig anzutreffen / welche so eine große Menge Honigs bereiten / daß es offt / wie Olaus Magnus berichtet / weit in den Wäldern fließet; daraus es mit großen Nutzen in fernere Länder nicht allein verführet / sondern auch Wachs und Meth daraus gemachet wird / wie denn auch die Pohlen / und Moscowiter / die Wälder derer Bienen Lust-Gärten nennen.

§. 23. Wir wollen hierbey nicht gedencken / was die Bäume / sonderlich die Maulbeer-Bäume zu dem schönen seidenen und sammeten Zeuge und etoffen contribuiren / als von welchem Laube die Seiden-Würmer in großer Menge erhalten / und gemehret werden; vielweniger mag man weitläufftig anführen / daß in China wilde Seiden-Würmer sind / so sich von selbsten in Wäldern von Laub erhalten / und eine beständige harte Seide geben sollen.

Es ist auch bekand / daß von Linden- oder Baum-Bast / allerhand Wahren / Säcke / und andere viele Sachen mehr / auf Leinwand-Art gemachet werden / theils Orten sollen auch die armen Leute / das Bast klein schaben / und Betten an statt derer Federn damit stopffen: Sondern wir wollen vor jetzo nur erwehnen / wie vermittelst der

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/382&oldid=- (Version vom 20.8.2021)