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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

zu einer guten Mastung.

Nechst diesen so geben ja bey heissen Sommer-Tagen die Wälder überflüßig zu des Menschen angenehmen Ergetzung die kühlenden Erd- und Him-Beere / die Heidel-Beere / die Brom- und Kratz-Beere / und gegen den Winter / die Preisel-Beere / insonderheit aber sind berühmt die so genandten Mooß-Beeren / welche roth / und ein ziemlich Theil grösser / als die Preisel-Beere sind.

Es ist noch eine andere Art / so die gebürgischen Leute die Tronck-Beeren nennen / und ist merckwürdig / daß solche unter den Schnee reiffen und gegen das Früh-Jahr / wenn selbiger die grossen Wälder verlassen, oder geräumet / erst gesammlet werden / in vorhergehenden Herbst aber / ehe die Schnee fallen / sind sie halb reiff / auf einer Seite grünlicht / auf der andern ein wenig röthlicht / aber wenn sie reiff / sind sie schwartz / und grösser als die Heidel-Beeren.

Sie machen truncken / daher sie auch den Nahmen Tronck-Beeren haben / sind eines lieblichen Geschmacks / und wäre vielleicht eine gute Medicin daraus zu extrahiren / welche nebst andern oberzehlten / alle auf viererley Art eingemacht, lange Zeit erhalten / und zur Eintuncke denen Speisen beygesetzet werden.

In denen grossen Wäldern geben uns die wilden Bäume / auch andere / wiewohl geringe Speisen / als die Arles-Beere / oder Kirschen / die Buch-Aeckern / die Hasel-Nüsse / etc. jedoch werden solche von den Vogeln und Eichhörnern fleißig aufgesuchet.

So haben auch die Schlehen / Meelfessel und Haynbutten ihren besondern Nutzen / welche alle ohne menschliche Wartung in der Menge wild daher wachsen.

Nicht zugedencken der mancherley Schwämme / die in den Wäldern und an den Bäumen in grossen Uberfluß wachsen / welche nicht allein die Armen / sondern auch Vermögende zu Tische zu tragen und deren sich zur Speise zu bedienen pflegen.

§. 28. Es ist zwar wohl an deme, daß man vor alters / da die grossen Wüsteneyen und grausamen Wälder mit Menschen wenig besetzet gewesen, noch von denenselben frequentiret worden / insgemein gesaget: Es wären solche allen fünff Sinnen der Menschen zuwieder / sintemahl darinne hohe unersteigliche Berge / tieffe Gründe / jähe und abscheuliche praecipitia und Gehänge / finstere / dunckele Oerter / und weitläufftige Moraste vorhanden / worüber noch das Brummen der Bären / das Geheule derer Wölffe / das unfreundliche Geschrey der Eulen / und dergleichen / so alles das Grausen und Entsetzen vermehre.

Allein es hat anietzo mit denen Wäldern viel eine andere Beschaffenheit als vor Zeiten.

Denn ob gleich vor dessen die unmenschlichen Fauni, Satyri, Dryades und dergleichen Gespenste daselbsten sollen seyn gesehen worden / so sind wir doch heutiges Tages eines andern berichtet / u. für diese gnugsam gesichert.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/386&oldid=- (Version vom 20.8.2021)