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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

und Safft in denen vegetabilibus beweget; Wenn er nun zunimmt / so nehmen solche Feuchtigkeiten auch zu / welche hernach in gefälten Holtze verderben / so / daß Wurmstiche und Faulniß daraus entstehen; wenn aber der Mond abnimmt / so nehmen die Feuchtigkeiten auch ab / und stehen stille.

Aus eben dieser raison ist das Bau-Holtz fällen in denen Monaten da der Safft noch nicht wieder in Stamm getreten / wohl am sichersten.

Sonsten wenn mans in rechten Safft fället / da denen Holtzhauern / wenn sie drein hauen das Wasser entgegen spritzet / da tauert es nicht / sondern wird flugs unter der Schale wurmstichicht.

Ist aber der Stamm bey großer Kälte allzusehr gefroren / so fället es denen Holtzhauern sehr schwer / solchen um zu hauen / denn das Holtz ist alsdenn so feste / daß die Späne wie Glaß springen / und die Axt nicht tief einfallen kan; Plinius will haben / man soll es in den letzten Tagen der Winterlichen Sonnen wende anstellen / so soll es ewig während seyn / auch wenn der Mond wächset.

Jedoch schadet es auch nicht / wenn es zwischen Viti und Luciae, ja wohl weiter hinaus / bis gegen den Martium, ehe nehmlich der Safft wieder völlig eintritt / gefället wird / und zwar / wenn der Mond über der Erden ist / von vollen Schein / bis zum letzten Viertel / so faulet es nicht leicht.

Dergleichen Holtz verwirfft sich nicht / springet auch nicht auf / denn der Mangel des Safftes und der Frost so es getrucknet / bringet solches zu wege. Unsere Vorfahren haben dafür gehalten / daß um Fabian und Sebastian die beste Zeit zum Bau-Holtz fällen sey / dahero das alte Sprichwort vielleicht entstanden;

Auf Fabian / und Sebastian
Pflegt der Safft ins Holtz zu gahn /

Wenn aber der Stamm und Wurtzel / um solche Zeit annoch wie ein Pickel gefroren / wie es hiesiger Lande meistentheils zugeschehen pfleget / so muß die Feuchtigkeit schon zurücke bleiben / und kan die Wurtzel keinen Nährschafft an sich ziehen / vielweniger dergleichen dem Stamm mit theilen; dahero diese Regel etwas mehr auf die wärmern als auf hiesige Länder zuverstehen / und daß die Zeit wohl da sey / daß der Safft in die Bäume trete / ob es gleich wegen starcken Frosts nicht allezeit geschehen mag; jedoch verursachet es auch Feuchtigkeit in Holtze / wenn der Frost austauet / und die Kälte und Wärme alsdenn mit einander streitet.

§. 15. Was das Alter des Baums zum fällen belanget / hat man darauf zu sehen / worzu man solchen gebrauchen will / und wie starck er seyn soll / sonsten kan es gar selten geschehen / daß es in genaue consideration gezogen werden mag / ob der Baum ausgewachsen und also reiff zu fällen sey / welches geschicht / wenn ihm nicht mehr oder doch wenig an Wachsthum zugehet / sondern derselbe an dem /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/395&oldid=- (Version vom 20.8.2021)