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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

gleichwie zu sehen an den Wind-dürren Holtz welches geringe Bau-Holtz / wie auch schlechte / und so zu sagen / nur halbe Kohlen giebet.

§. 18. Wenn das Bau-Holtz gar zu grün gearbeitet wird / ist es nicht beständig / wo es aber gar zu dürre worden / lässet es sich nicht wohl arbeiten: hierbey ist zum öfftern experimentiret / daß das Kiefer-Holtz / wenn es beschlagen worden / und an Wetter ein Jahr lang liegen bleibet / bis es gantz schwartz / oder blau anläuffet / da es als-denn verbauet wird / länger dauret als sonsten / so gar daß auch der Splint so daran ist / nicht so leicht wandelbar wird. Eben dergleichen geschicht auch an dem Eichen-Holtz.

§. 19. Wie lange also nun das Holtz zu einer oder andern Bedürffniß trucknen soll / wäre wohl würdig / ausführlich davon zu schreiben / alleine / es ist hier etwas zu weitläufftig; jedoch ists von der Art des Holtzes, den Ort wo es lieget / ob es in freyer Lufft / oder auf feuchten Boden ist / und wie die Witterung fället / zuschließen. Sonsten zum verkohlen ist es am besten / wenn es nur halb dürre oder trocken worden; In die Berg-Gebäude ist es am besten zubrauchen / kurtz nachdem es gefället; zu andern Gebäuden / Geräthe / Brettern etc. dienet es / wenn es recht dürre und theils so wohl an der Lufft und Sonne / als auch theils in der Stube trucken wird / sonderlich das harte Holtz / welches langsam treuget / wie denn die Eiche in Jahr und Tag kaum recht dürre wird.

§. 20. Daß man Latten / Stangen und dergleichen aus jungen dicken Wiederwachs aushaue und denen neben stehenden bessere Lufft und Raum zum wachsen mache / ist mehr nützlich als schädlich, jedoch, daß man das andere dadurch nicht verletze / ingleichen daß man das wandelbare / krumme und kurtze weg nehme; das Holtz so kleine Gahren hat / wird von dem Bauers-Mann und Schindelmachern Eiß-Holtz genennet / weil es fest und dauerhafft ist.

§. 21. Bey dem Holtz-verkauffen ist es fast wie mit dem Pferde-Handel / da man der innewendigen[WS 1] und andern Mängel nicht allezeit wohl gewahr werden kan / bis die Bäume gefället und auf gemacht / und heist hier auch wohl:

Fronti nulla fides,

Ja es ist ein annoch stehender Baum / und der nur nach eußerlicher Gestalt und dem Augen-Maß zuschätzen / mit einem von Credit und Geldreichen Mann zu vergleichen / von dessen Reichthum und würdigkeit aber / keine Gewißheit / bis er todt ist / zuhaben. Deßgleichen kan man die Beschaffenheit eines Baums nicht eher wissen / bis er gefället / zersäget oder zerspalten / da man erst gewahr wird / ob er faul / Kernsichtig / voller Risse / oder sonst mangelhafftig / und ob er zu Bretern / Schindeln / Pfosten / Körben / Spänen / Schachteln /

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: innnewendigen
Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/397&oldid=- (Version vom 20.8.2021)