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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

mannigfaltigen vielen grossen Unterschiede und substanz des Holtzes / der Wurtzeln / Blüte / Aeste / Rinde / Schalen / Stämme / Blätter / Saamen / Früchte.

Ingleichen was anbelangt die Grösse / Höhe / Breite / Länge / Item: die Farbe / Geruch / Geschmack / in primis & secundis qualitatibus tactilibus, äusserliche figur, Krafft und Würckung / Stelle und Ort / da sie wachsen / It. Zeit / zu welcher sie herfür kommen / und dergleichen.

§. 10. Finalis Causa oder die End-Ursache ist / daß sie die Erde bekleiden / theils sowohl Winters-Zeit / wenn das Land sonst überall traurig stehet / als im Sommer / wenn es sein Ehren-Kleid angezogen / darneben auch mit Ihren Früchten / Laub / Rinden und Holtz den Menschen dienen.

Arbores enim non solum foliis se vestiunt, floribus exornant, sed & plurimae illarum fructibus se onerant & hoc modo jucundum sui spectaculum intuentibus exhibent.

D. i. Die Bäume kleiden und putzen sich nicht nur mit Laub und Blumen / sondern ein grosser Theil derselben bepacket sich mit allerhand Früchten und giebt also seinen Anschauern eine sehr angenehme Augenweide.

§. 11. Es hat die Natur oder vielmehr GOtt der Allmächtige und allerweisseste Schöpffer / die Bäume auf vielerley Art und Weise unterschieden / also / daß eine jede Gattung derselben ihre besondere Art / Farben / Wachsthum / Saamen und Gestalt hat / wodurch die grosse Menge derselben distinguiret werden kan / und einer für den andern kenntlich / indem sie einander in gewissen Merckmahlen unähnlich sind.

Vornehmlich und hauptsächlich können sie abgetheilet werden / in zahme und wilde Bäume. Diese / so auch Sylvestres genannt / wachsen von sich selbst auf / ohne menschliche Hülffe und Arbeit; Jene Sativae oder zahme / werden durch Mühe und Fleiß der Menschen erziehlet / und erzogen.

Allein / wenn bey Erzielung der wilden Bäume des Menschen Sorge / Mühe und Fleiß dazu kommt und employrt wird / um so viel giebt solche Verbesserung der Natur / mehrern Nutzen und Würckung.

§. 12. Die Arten und Gattungen des Holtzes / so in hiesigen Wäldern / Gehöltzen / Püschen / Wiesen / Feldern und Gärten meistentheils von sich selbst wächset / oder so man in deren Wäldern und Püschen zu säen und zu pflantzen pfleget / und dannenhero wilde oder Wald-Bäume genennet werden / sind Eichen / Buchen / Castanien / Rüstern / oder Rust-Baum / Ahorn / Lein-Baum / Linden / Ilmen / Bircken Pappel- und andere Weiden / Aspen / Aschen / Erlen / Tannen / Fichten / Kiefern / wilde Kirschen / Mispeln / grosse

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/41&oldid=- (Version vom 17.1.2018)