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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

davon genommen / und was dessen Judicium sey / welches kan an besagtem Orte gelesen werden / p. 579. 580.

§. 11. Es verdienet auch hier seinen Ort ein Baum / nicht sowohl seiner Frucht / als der in selbiger befindlichen wunderwürdigen Figur halben; Denn also berichtet hiervon der obangeführte Otto Kaye / p. 47. mit diesen Worten: Vor eine herrliche Frucht passiren auch die Baccoves. Der Baum trägt in aller seiner Zeit nur einmahl Frucht / und diese als an einer grossen Traube / wenn sie reiff ist / wird der Baum abgeschnitten / aus dem zur Seiten schon wieder unterschiedene andere hervor sprossen / deren etliche schon fast wieder reiffe Früchte tragen / andere aber sind kleiner nach Gelegenheit.

Die Frucht ist ohngefehr anderthalb Finger lang / und 3. eckigt / etwa so starck / als / eine halbwachsene Gurcke und solcher tragen sie offt hundert / 150. auch wohl 200. an einer Traube etc.

Eine wunderliche Speculation gibts bey der Frucht / denn wenn sie reiff und gelbe worden / und die äuserste Schale so linde und weich ist / mit denen Fingern abgezogen / und denn die Frucht in dinne Scheiblein / wie man das mit einer Birn oder Aepffel thut / schneidet / so zeiget ein jedes Scheiblein zu beyden Seiten die Gestalt eines am Creutz hangenden / ausgestreckten Menschens / und das so vollkommen und perfect, als / ob ein Mahler / ja gleich einer von denen besten, mit seinem Pinsel es entworffen haben möchte / worüber die Portugiesen / als ein Volck von Superstition und Aberglauben / verdrießlich werden / wenn sie sehen / daß man solche Frucht mit Messern zerschneidet etc.

§. 12. Daß man vor Zeiten auf Blätter oder Rinden der Bäume geschrieben / kömmt uns jetziger Zeit wunderlich vor / aber viel seltzsamer möchte es wohl jemanden düncken / wenn er lieset oder höret / daß schön Pappier aus Bäumen in China bereitet wird. Denn dieses Pappier ist wunderschön / so gar / daß viel davor halten / es werde aus Seide verfertiget / aber es wird nichts dazu gebrauchet / als eine innere Rinde von einer Art des Bambous-Rohr oder Baumes, welcher grösser und gerader als eine Saalweyde, worvon wir bereits oben Meldung gethan.

Ihre Dinte machen die Sinesen von allerhand Ruß / und also auch von Holtz / sie wird aber wohlriechend von vielerley Speciebus angerichtet.

Man darf sich aber so sehr nicht wundern / daß aus der Rinde eines Baummäßigen Rohrs Pappier gemacht wird; Denn es soll in China auf denen Inseln und theils an Ufern der großen Flüsse und Canaele sehr viel Rohr zu 12. und mehr Schuh hoch wachsen / so sie zum Feuer-Holtz und brennen brauchen / denn sonsten kaum Holtz gnug zum Bauen und zu den vielen Schiff-Bau im Lande verhanden ist.

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/420&oldid=- (Version vom 20.8.2021)