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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 34. Anno 1648. soll zu Brieg in Schlesien ein Weyden-Baum / voller Blüthe und Blumen / wie Rosen zu jedermans Verwunderung geblühet haben.

§. 35. Joh. Bapt. Porta gedenckt eines Baums / so 3. Aeste gehabt / an deren einen 2. Weintrauben gewachsen: so keinen Kern / hingegen aber zweyerley Farbe gehabt / davon eine / wenn man sie gegessen schlaffend / die andere aber den Leib geöffnet und lauffend gemacht: der andere Ast hat Pfirschen wiewohl ohne Schalen hervorgebracht / deren Kern lieblich wie Mandeln und mit seltzsamen Gesichten und Lineamenten gespielet.

Am dritten Ast sind süsse und saure Kirschen / auch Pomeranzen gewachsen. Endlich sind auch aus der Rinde des Baums allerhand Blumen und Rosen herfürgekrochen / absonderlich habe dieser Baum das gantze Jahr über seine Früchte getragen.

Porta in opusc. Philosophiae naturalis.

§. 36. Zwischen Nombre de dios und Panama auff den engen Strich Landes / hat es einen gantz Wald voll sensitive Bäume deren Blätter ein Leben und Empfinden haben.

Wenn ein Ast berühret wird / ziehen die Blätter mit großen Krach sich in gestalt einer runden Kugel zusammen und bleiben auch nachmahls also. Act. Soc. Reg. in Anglia.

§. 37. In West-Indien wächset ein Baum / nahe bey Carthagena / dessen Frucht gantz vollkommen eine Drachen-Form vorstellet / denn es erscheinet daran ein langer Halß / offnes Maul / grose Augen / ein langer Schwantz und Füße / also / daß wer diese Frucht siehet / nicht anders meinen solte / als wären es von lauter Baum-Blättern gemachte Drachen.

Jonston in Tavmatograph. cl. 5. de plantis c. 17. aus Monarello.

§. 38. In Asia in der Insul Pudefetam soll ein Baum seyn / den sie Pudicam & Verecundam, den Schamhafftigen nennen / an welchen / wenn man seine Zweige anrühret / alsbald die Blätter gar welck werden und sich zusammen runtzeln / so bald man aber die Hand wieder weg thut / fangen sie an wieder frisch zu werden und zu grünen. Hortic. Laurenb. l. 2. c. 2. p. 164.

§. 39. In Africa ist ein Wunder-Baum / Lothos genannt / welcher süsse Früchte träget und die Art an sich hat / daß wenn Leute von fremden Orten dahin kommen und von der Frucht geniessen / sollen sie vergessen wieder hin und in ihr Vaterland zu ziehen. Wie denn dergleichen des Ulyssis Gefärten soll begegnet seyn / welche als sie auch die Früchte dieses Baums genossen / haben sie vergessen wieder in ihr Vaterland zu kehren. Chiliad cent. 7. Adag. Lotum gustasti. Plin. l. 13. c. 17. & Homer.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 414. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/430&oldid=- (Version vom 20.8.2021)