Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/431

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 40. Unfern von Malacca ist ein sonderbahrer Baum / dessen Wurtzeln / derer sehr viel sind / sich weit ausbreiten / theils gegen Auffgang der Sonnen / theils gegen Niedergang; welche Wurtzeln sich kehren gegen Auffgang / die sind ein gewisses Antidotum oder Mittel für den Gifft / Fieber und andere Kranckheiten / welche aber gegen Niedergang stehen / sind lauter tödliche Giffte. Causin. Polyhist. l. 10. c. 4.

Gleicher gestalt wächset in denen Philippinischen Insuln ein Baum dessen Blätter / so gegen Morgen stehen / gesund / die aber sich gegen Abend kehren / gifftig seyn.

§. 41. Ferner siehet man in Ost-Indien und zwar in der Landschafft Goa einen Baum / den man Tristem nennt / der soll diese Art haben daß er / so lange die Sonne scheinet / seine Blumen oder Blüthen allezeit zugeschlossen / bey der Nacht aber offen habe / also / daß sie sich / wenn es finster wird / beginnen auffzuthun / bey Auffgang der Sonnen aber sich wieder zuschliessen. Hortical. Laurenb. l. 2. c. 2. p. 163.

§. 42. Scaliger meldet / daß in größern Java ein seltzsamer Baum gefunden werde / dessen Marck von unten biß oben auff den Gipffel / gantz eisern ist / soll auch eine eiserne harte und durchdringliche Frucht herfür bringen. Exercit. 181. Sect. 22.

Robertus Harcurtius ein Engelländer / welcher 1608 die Goldreiche Landschafft Gujana in der neuen Welt durchreiset / meldet unter andern Dingen / die er daselbst gesehn und geschehen zu seyn berichtet worden / er habe einen Baum beobachtet und solchen auch 40. andern Engelländern gewiesen / dessen Blätter / wo man sie mit einem Finger anrühret / sich zurücke begeben und zusammen runtzeln / auch ihr Haupt als gantz erstorben hangen lassen. Wenn man ein einiges Blat davon abschneidet / so verdorren von stund an alle Blätter des Baums / welche sämtlich aber in einer viertel Stunden wieder zu grünen und so zu reden lebendig zu werden beginnen / wie solches wieder Scaliger bezeuget Exercit. Sect. 22. Diesem Baum ist derjenige nicht ungleich / welcher in der Insul Cimbubon wächset / dessen Blätter (wie ermeldter Scaliger exercit. 112. berichtet) wenn sie auff die Erde fallen / sich mit hin und her kriechen von einem Ort zum andern begeben: auff allen Seiten haben sie gleichsam 2 kleine Füßlein.

Wenn man auff sie tritt so geben sie kein Blut von sich / rührt man sie aber an / so weichen und fliehen sie davon.

Ein solches Blätlein hat 8 Tage / in einem Schüßlein verwahret gelegen / und sich / so offt mans berühret beweget.

§. 43. In Thacomovia einer Provintz in Neu-Spanien wird ein hohler Baum gefunden / dessen innere Aushöhlung 9. die äußerste Rinde aber 16. Klafftern in sich hält; seine Aeste und Zweige

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/431&oldid=- (Version vom 20.8.2021)