Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/438

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 75. Zwischen denen Tropicis grünen die Bäume Sommers und Winters und sind die Zeiten nicht zu unterscheiden / als daß es im Winter regnet / aber immer warm bleibet und also alle Baum-Früchte und Vieh gut Wachsthum haben und sich wunderlich mehren.

Wenn ein Blat von Bäumen gelb wird und abfällt ist gleich ein anders wieder herfür und siehet mans dem Baum nicht an / daß das Laub mangelt sondern man spüret es nur an abgefallenen Laub.

§. 76. Der Thee wächst auff einer gepflantzten Staude und sind die Blätter / nachdem sie groß und klein und unten oder oben am Stamm wachsen / immer eins theurer als das andere nehmlich nach dem Gewicht.

Ist kein zweiffel / daß unser Dorn- oder andere Sträuche dergleichen effectuiren würden / wenn die Blätter zu rechter Zeit abgelesen würden.

§. 77. In Persien hinter Schiras sollen gegen Dodivan Pommerantzen-Bäume seyn / so groß / als unsere Nuß-Bäume / und so dick / daß sie kaum 2. Männer umfassen können; ihr großer Wachsthum soll daher rühren / weil sie durch einen Fluß bewässert werden können. Tavernier.

§. 78. In China und Japan sollen sehr viel so wohl wilde / als Garten-Bäume sich finden / welche sehr nutzbar zu allerhand Gebrauch / und selbige kluge Nation hat nichts gesparet / eine oder die andere Art aus fremden Orten in ihr Land zu pflantzen.

Wie denn auch Fichten und Kiefern und dergleichen viele Arten in Japan befindlich seyn sollen. Unter vielen raren Bäumen ist einer sehr wundernswürdig / Schotitzu genant / indem die Einwohner das Holtz und Wurtzel davon gantz zu Brey stampffen und für den Hunger essen und also in Festungen so belagert werden sollen / wohl zur Kost zu gebrauchen und dahin zu pflantzen.

Man meldet / daß wenn dieser Baum 10 und mehr Jahr trocken auffbehalten / ja wohl gar in den Schorstein geräuchert ist / er darnach wieder gepflantzet werden kan / und wieder grün wird; dieser Baum soll hoch und starck wachsen.

§. 79. Dergleichen Wunder-Baum / soll daselbst wachsen so Uiaycuscypa genennet wird / welcher sehr groß und hoch und da man nur mit einem Nagel oder Finger daran kratzet / soll der gantze Baum zittern und beben; was nun die ratio physica oder seine angebohrne Natur der arcanum sey / ist noch nicht ergründet worden.

§. 80. Der in Ost-Indien wachsende Beschar oder Teuffels-Baum / dessen Aeste herunter und wieder in die Höhe wachsen / hat einen Stamm von unglaublicher Dicke / der offtmahls in die zwölff Klafftern starck wird / daß etliche tausend Menschen für der Sonnen hier Schatten haben mögen / und die Indianische Götzen-Diener

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/438&oldid=- (Version vom 20.8.2021)