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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

liegen / und zwar auch auf denen höchsten Gebürgen / wenn solche nur in eine Sänffte sich hernach erstrecken / und dergleichen moosigtes und sumpffigtes terrain haben.

In solchen Gegenden ist insonderheit bey nassen Wetter der Turff gantz schwammicht / locker / und fast unmöglich mit Wagen oder Pferden darinnen fortzukommen / ob es gleich endlich einen Mann so weit trägt / daß man nicht aufn Grund fället / sondern nur / weiln der Turff sich nieder giebet etwas in Wasser oben her waden muß, indem der Moth oder Turff nicht anders / als wie ein Schwamm das Wasser in sich säuget / und von oben nieder an sich ziehet / dahero in solchen Gegenden das Stechen anderer Gestalt nicht / als vermittelst Führung einiger Röschen oder Gräben zuverrichten / wiewohln auch an theils Orten derselbe das Wasser so fest hält / daß Ihm / ungeachtet derer Röschen / dennoch eher nicht / als nahe bey denen Röschen / dadurch die Wasser abgeführet oder abgezapffet werden / oder in trockenen Zeiten mit Nutzen bey zukommen / welches ohne Röschen aber / sonst gantz und gar unmöglich seyn würde.

§. 4. Auf diesen Moth oder Turff / wächset zwar wegen des darauf befindlichen wenigen Rasens allerhand Holtz, jedoch gantz einzeln auf / insonderheit Kiefernes / es bleibet aber klein und struppicht / in dem es keinen Grund zum Wurtzeln erlangen und man es offt so gleich mit der Hand heraus ziehen kan.

Untern Rasen sind zuweiln die obern 2 bis 3 Sohlen oder Stiche locker und werden / weiln sie den Spaten nicht recht halten / und in gantze Stücke gebracht werden können / zurück geworffen / ob es gleich eben so / wie der andere Turff zum brennen und theils zum verkohlen zugebrauchen / worauf denn hernach der Turff bis auff den Grund oder die Sohle / immer derber und fetter wird / und da er von oben nieder schwärtzlich ausgesehen / endlich nach Beschaffenheit derer mineralischen Wasser die braune oder gantz schwartze couleur annimmt und dieses ist der allerbeste / als welcher schön / feste / derb und zugleich sehr fett / auch sind in selbigen je tiefer er nieder kömmt / desto weniger känntliche Zäßergen / Faßen oder Wurtzeln / oder doch nur sehr zärteliche zu observiren / welches eine Anzeige / daß solche fette Materie durch Schwere des Wassers von oben nieder sich dichte setze und zusammen ziehe / und dadurch so compact und feste wird.

Jedoch findet man auch insonderheit in der Jugler-Refier und im Filtze bey Schneeberg / daß oben nieder untern Rasen der Turff etliche Ellen sehr derb und schön / hierauf eine Elle wässericht und leichte Zeug von lichtgelber Farbe / so mit allerhand Würtzelgen durchwachsen und dann endlich wiederum der allerschönste und derbste Turff von schwartzer Farbe angetroffen werde / in welchen dann und wann etwas filtziges mit zuspühren.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/442&oldid=- (Version vom 20.8.2021)