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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 5. Der Grund und Boden / darauf der Turff seithero gewachsen und ausgestochen worden / ist meistens sandig von weißkiesigten Steinlein / und einer weiß quertzigen Art Kieß / auf welcher etwan eine quere Hand hoch ein schwartzer Schlamm zu finden / welcher Schlamm vielleicht auch künfftig / wenn er gleich wie in Holland geschicht / in Formen gedrucket und getreuget werden solte / zur Feuerung zu brauchen seyn dürffte / auf den Grunde selbst aber so wohln auch theils Orten mitten in selbigen / finden sich sehr viele alte Stöcke und umgebrochen Holtz / von allerhand Arten / davon die Stöcke und die Wurtzeln noch beständig frisch und gut / und wie sie vormahls gefället / gar deutlich zu sehen / das gebrochene Holtz aber gantz faul und mürbe / woraus zuschliessen / daß vor alten Zeiten / der Orten Holtz gestanden / und das Moos also nach und nach darüber zusammen gewachsen, und sich in Turff verwandelt / wie denn auch an denen Orten wo der Turff hinweg gleich einer Wand oder einer Leimgrube abgestochen / wenn es zumahln treuge wird / die Jahrwachse / wie es von Jahren zu Jahren nach Beschaffenheit der Witterung angesetzt und auf einander gewachsen / gar kentlich zu observiren.

§. 6. Wo nun der Turff hinweg gestochen / da ist wenig adparence auf solchen Boden jemahls Wiesewachs / Feld-Bau oder Holtz-Anflug zu sehen / es wäre denn daß dasjenige / was beym stechen zurück geworffen worden / abgeräumet und sothane Refieren mit Dingung angegriffen / durch Gräben wohlgedrucknet / eingeebnet und zum Geträyde-Bau / Graßwachsen und zum Anflug geschickt gemachet würden / wiewohln auch die Erfahrung geben wird / ob nicht besser / diese Turff-Refieren in ihrer Art zu lassen / indem es scheinet / als ob das zurück geworffene kleine hinwieder zusammen wachsen und sich dadurch neuer Turff, so künfftig zum stechen dienlich, generiren wolte / dahero solchen Anwuchs zu facilitiren / mehr bemelte kleine Stückgen nicht in Hauffen gestürtzet / sondern in der ausgestochenen Refier aus einander gezogen / und selbige damit bedecket werden solte / damit also die Würtzelgen / Moos / und Filtz wieder herfür wachsen können.

§. 7. Die Grösse / nach welcher der Turff in diesen Gegenden gestochen wird / ist wegen des unterschiedlichen terrains, und darinnen vorfallenden Verhinderungen nicht einerley / insgemein wird ein Stück / weil es in abtrucknen sehr schwindet / anderthalb viertel bis eine halbe Ellen lang / ein halb bis ein Viertel dick / und so breit als es der Spaten trägt / gestochen und ob man gleich solche breiter / länger und dicker stechen könte / so ist es doch um des Willen nicht rathsam / weiln solche Stücke / ihrer Schwere halben in Fortschaffen und Abtrocknen zerfallen / auch viele Zeit zum Austrocknen haben

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/443&oldid=- (Version vom 20.8.2021)