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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

welcher freylich anfangs nicht sehr groß seyn kan / als vielmehr auf die Erhaltung so vieler 1000 Unterthanen und perpetuirung des Landesherrlichen interesse gesehen werde.

§. 15. Gleichwie es nun allerdings scheinet/ auch wahr ist/ daß ein großer Unterschied zwischen dem Turff so in hiesigen/ oder in Niederlanden befindlich/ also ist zu förderst bey unsern Turff mit auf die Verkohlung zu sehen/ welches den meisten Nutzen geben kan/ zumahl der meiste Turff/ er sey von couleur oder Güte/ wie er wolle/ hierzu zugebrauchen ist/ worvon auch ziemliche große Refieren in Gebürge anzutreffen/ als der Filtz bey Schneeberg/ der Cranichsee/ die Jugel/ der Scheubenberg/ der Dreyzehen Häyn/ Schönecker und viel andere mehr in Lande hin und her/ mit welchen man sich über 50. Jahr/ ja bis in ein Seculum hinein/ behelffen könte/ auch was noch mehr ist/ künfftig dabey ein Zuwachs und Vermehrung zu hoffen/ denn weil an vielen Orten/ die abgehauene Stöcke großer Bäume zu sehen/ so ist sicher daraus zu schliessen/ daß zuvor kein Turff in so großer Menge daselbst gewesen/ sondern seiter der Zeit/ als die Bäume abgehauen/ der Turff derer Orten erst mehr gewachsen und aufkommen/ und ob gleich inzwischen ein Seculum und mehr verstrichen/ so siehet man doch daß er von der Art sey/ wieder zuwachsen und sich zumehren.

Zum Beschluß ist auch zu bemercken/ daß ob man gleich eine große Quantität an Turff fourniren kan / so läst sich doch soviel nicht trocken machen/ als die Nothdurfft für die Wercke erfordert/ dahero viel von selbigen und vom Hämmern weder gnugsam getrieben/ noch die Communen mit völliger Feuerung zugleich versehen werden mögen; Alleine es wollen doch ihrer viel/ so Wissenschafft hiervon haben/ der sichern Meynung seyn/ daß wenn in Früh-Jahr bey Zeiten die Schnee- und andern Wasser/ an benöthigten Oertern/ wo der Turff lieget/ so viel müglich abgetheilet würden/ auch zeitlich in Majo, oder im April, wann sichs thun lassen wolte/ das Turff-stechen angestellet/ und gnugsame Personen hierzu angeleget würden so den gestochenen Turff fleißig zum übertrocknen alsofort umsetzen/ und damit stets auch bis in Monath Augusti continuirten/ man mit truckenen Turffe gar gnüglich könte versehen werden. Sobald nun in solcher währenden Zeit eine Quantität von 1000. weniger oder mehr Stücken recht trocken werden/ welches zu Zeiten schon um Johannis geschicht/ so setzet man hiervon große Hauffen zusammen/ und aufeinander/ und machet eine Haube von Stroh darüber/ so es für der großen Näße gar füglich bewahret/ und lässet es also bis zum nöthigen Gebrauch stehen; auf solche Weiße ist der Turff gar leichtlich trucken zu machen/ und die vielen Wercke/ und Haußwirtschafften/ zur Gnüge darmit zuversehen/ daß mit Gottes-Hülffe kein Mangel zu spühren seyn wird.

 

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/448&oldid=- (Version vom 9.6.2018)