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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

völligen flor, nach vielen ausgestandenen Gefährligkeiten conserviret werden.

§. 47. Letzlichen so ist auch notorisch / daß von vielen curiösen allerhand Demonstrationes gemacht und gewiesen worden / wie aus der Asche und Saltz / Item aus dem Liquore unterschiedener Bäume und Holtzes in Gläsern und andern Gefässen / eine jede Art Bäume angeflogen / oder angeschossen zusehen gewesen / daß man also schliessen kan / wie die Natur spielet / und wie jeder Baum seines gleichen in der Aschen wieder herfür bringen will / damit kein Holtz-Geschlecht auf der Welt untergehen möge.

§. 48. Diese und dergleichen Dinge geben wohl schöne Meditationes, aber die rationes physicae sind desto schwerer zu ergründen; Dahero es auch scheinet / als ob man vergeblich darinnen scrupulire. Nichts desto weniger giebt es doch darbey zum öfftern eine gute Anweisung / wie man sich in einem und andern bey Säen und Pflantzen / und in Pfleg- und Wartung derer Bäume künfftig vorsichtiger aufführen / und zugleich trösten könne / daß man hieran gethan / was man gekunt: Wie den wohl wahr / daß von dergleichen Nachgrüblen in natürlichen Dingen zu Zeiten wenig Nutz gespühret / und gefunden wird; Unterdessen aber so werden diejenigen verhoffentlich nicht zu tadeln seyn / die sich hierunter bemühen und denen Sachen / und der sonderbahren Wunder-Wercke der Natur nachdencken / dabeneben ihre nachahmende oeconomische Wissenschafft und Kunst anwenden / da es denn ohne Nutz nicht abgehet, auch andern mehr Anlaß giebet / dem Werck weiter nachzuhengen und nachzusinnen / auch künfftigen Schaden dabey zuverhüten.

Es ist doch ausser Zweiffel eine Lobenswürdige Begierde / Erfindungen auszuforschen / und zusuchen / die Land und Leuten / oder der Nach-Welt eintzigen Nutzen schaffen können.

Dann die Natur hält den Menschen noch viel Dinge verborgen / zumahl wenn dieser zum öfftern auch wieder die Natur hierunter handelt / und selbiger nicht folgen will / ob sie gleich ihme viele und gnugsame Gelegenheit diesfalls an die Hand giebt. Gewiß der Natur Lauff in solchen Dingen / sonderlich wie sie wunderlich bey der Bäume Zustand so wohl Sommers / als Winters-Zeit agiret / muß uns alles Miracul deuchten / indeme unser Verstand keinesweges hin langet / daß wir solten die eigentliche Ursache und rationes hierunter penetriren / man sey auch so curieux, als man immer wolle / oder könne.

Und ob man gleich alle nur ersinnliche Mittel anwenden möchte; So bleibt es doch dießfalls ein unvollkommenes Werck.

§. 49. Alleine es ist eben nicht daraus zuschliessen / daß man desperiren solte / eine / oder die andere Vollkommenheit zuerfinden /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/55&oldid=- (Version vom 11.5.2019)