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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

copiam, & emptorum inopiam, wegen Uberfluß Holtzes und mangel der Käuffer besorget seyn müsten.

§. 6. Ja es lehret solches schon einem jeden / der Holtz benöthiget / und selbiges kauffen muß / der Marckt selber / in dem es jetzo fast noch einst so theuer / als vor wenig Jahren beschehen / bezahlet werden muß / der Wald-Zinß oder das pretium auch jemehr und mehr aufsteiget / und sich erhöhet; Dannenhero zubesorgen / daß mit der Zeit / wo nicht Erleichterung gemachet wird / daßelbe noch theurer / und von dem Armuth nicht mehr bezahlet werden kan / ja wohl an manchen Orten gäntzlich mangeln / und gar nicht umbs Geld zubekommen seyn / und dahero auch der Preiß fast aller anderer Dinge ungemein gesteigert werden dürffte.

§. 7. Die Klage zwar über den Holtz-Mangel wird nicht nur in Teutschland geführet / sondern fast in gantzen Europa gehöret / aber es ist auch wahr / daß ein Land des Holtzes mehr bedürfftig ist / als das andere / und unter denen so dessen zu ihrer sustentation und conservation derer Bergwercke nicht entbehren können / ist zuförderst der so genandte Meißnische Ertzgebürgische Creyß zurechnen.

Ein dergleichen wahres Exempel wird aus America von Potosi, alwo die reichen Bergwercke sind / geschrieben / daß nehmlich alda von allen Dingen / so der Mensch nöthig habe / ein grosser Uberfluß sey / und über nichts / als über den Holtzmangel / Klage geführet werde.

Auch hören wir in denen Novellen / da geschrieben wird / wie die curieuse Englische Nation Schiffbau-Holtz aus America in Engelland herführen laßen / und ob es gleich kostbahr und theuer ist / so ist es doch zubekommen / und kan und muß von denen jenigen / so Schiffe bauen wollen / schon bezahlet werden / der Preiß sey auch so hoch als er wolle.

Alleine das will bey Bergwercken nicht also folgen / sonsten würde das Holtz mehr kosten / als die Suppe / die man damit kochet / werth ist / das ist die / Kohlen dürfften mehr gelten als das Metall, so man damit schmeltzet.

Derohalben es wohl nicht undienlich seyn könte denen Ursachen nachzudencken / wo der Mangel des Holtzes herkommen / und noch heutiges Tages herrühren möchte.

§. 8. Diejenigen / so nur wenige notice von Zustand und Beschaffenheit der Gehöltze haben / müssen bekennen / wie es denn auch der Augenschein bey denen vielen Stöcken giebet / daß binnen wenig Jahren in Europa mehr Holtz abgetrieben worden / als in etzlichen Seculis erwachsen / dahero der Schluß leicht zu machen / was es für ein Ende gewinnen möchte.

Daß auch in Südlichen Ländern man besorget ist, dem Holtzmangel müglichster massen vorzukommen / ist aus unterschiedenen Umständen abzunehmen. Dann weil es theuer und rar ist / so bauen sie von Steinen / und hauen

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/60&oldid=- (Version vom 29.12.2019)