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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

ihre Wohnungen und Ställe in die Felsen / gleich wie der Stall zu Bethlehem / in welchem unser Heyland gebohren / in lauter Felsen gehauen seyn soll / und dergleichen Wohnung in Felsen viel gefunden werden.

Es ist aber dargegen erstlich leicht zuermessen / daß in hiesigen Nordlichen Ländern / wenn nicht / so wohl in Holtz-Spahrung / als Beförderung des Wiederwachses und Anflugs / und wo nöthig mit Holtz-Säen oder Pflantzen künfftig gute Sorgfalt angewendet wird / mit der Zeit noch ein grösserer Mangel vorfallen muß.

§. 9. Dann eines theils muß man mehr Gebäude haben / als andere gegen Süden oder Mittag wohnende Nationen. Diese brauchen nicht so viel / oder kein Winter-Futter vor Pferde / Rinder / Schafe / Ziegen und dergleichen / und erspahren also zugleich die Gebäude / an Scheunen / Schuppen / Ställen / und Boden / in denen die Fütterung aufbehalten / und verwahret wird.

Allermassen die meiste Winters-Zeit über alle ihr Vieh sich bloß von der Weyde und Graß erhält / welches denn einen großen Vortheil und Erspahrung an Holtze bringet / auch da die viele Arbeit / so von uns hierzu um das Holtz anzuschaffen / angewendet werden muß / von jenen erübriget / und hingegen andere Dinge und Manufacturen zu ihrem bessern Auskommen / und an Fremde zu verhandeln / verfertiget werden können.

Die alte Gewohnheit / daß unsern Rind-Vieh die Siede / oder das Futter / so sie in Ställen bekommen / Winter und Sommers Zeit gebrühet wird / erfordert auch viel Holtz / Arbeit und Unkosten / das Wasser hierzu warm und heiß zumachen / welches andere Nationen nicht nöthig haben / und dahero vieler Mühe und Beschwehrligkeiten gegen uns zurechnen / überhaben seyn / und viel Holtz dießfalls erspahren / ihr Vieh aber nichts destoweniger auch wohl besser bey Leibe ist / und nicht geringern Nutzen giebet; jedoch ist / und persuadirt man sich für gewiß / daß von solchen mit heissen Wasser eingebranten Futter / oder Siede / das Rind-Vieh besser Milch / und folglich geschmackere Butter giebet / als in denen Landen wo das Vieh lauter kaltes und kein warmes Futter / und Geträncke bekömmt.

§. 11. Die grossen Stuben und Zimmer / so wohl bey[WS 1] Reichen als armen / fressen auch viel Brenn-Holtz weg / sonderlich / wenn solche bey den Armen Bauers-Leuten / nicht wohl verwahret / daß keine Wärme drinnen bleibet / sondern der Windt bey denen übelvermachten Decken / Thüren / Fenstern / und Rissen der Wände / aller Orten durchdringet ein und ausgehet / den man einiger massen abhelffen kan / wenn Winters-Zeit solche mit Stroh / Rohr / Reißig und Moos / wohl verwahrt und versetzet / auch gute Estriche auf den Decken / so wohl gute Fuß-Böden in den Stuben

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: dey
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/61&oldid=- (Version vom 29.12.2019)