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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 1.

UNter andern Ursachen welche den täglich anwachsenden Holtzmangel vermehren / ist eine derer Vornehmsten die Verletzung und Verderbung derer Gehöltze / von welcher weil selbige auf unterschiedene Art und Weise geschiehet / allhier absonderlich zu handeln nicht undienlich seyn wird.

§. 2. Es entstehet aber solche Beschädigung der Gehöltze entweder a vi majori von oben her / von der unterschiedlichen schädlichen Witterung / Ungeziefer / von wilden und zahmen Thieren / auch theils aus einen innerlichen vitio und mancherley Baum Kranckheiten / oder aber von dem Menschen selber / und zwar auf unterschiedene Art und weise / wie nach und nach folgen und zuersehen seyn wird.

§. 3. Und sind die Gehöltze gleichfalls als alle andere dere Dinge / vielen Unglücks Fällen unterworffen / welche anzumercken / wir den Anfang von denen Winden / als der ersten vi majori machen wollen / so auf vielerley und unterschiedliche weise denen Bäumen höchst schädlich sind.

Wenn Winters-Zeit der Schnee nässet / und sich also häuffig an die Bäume hänget / auch das Erdreich noch nicht gefroren / sondern lucker ist / so kan ein schlechter Wind grossen Schaden thun / die Bäume leichtlich umbrechen / mit Erdreich und Wurtzeln ausheben / und umwerffen. Denn er fänget sich in den Aesten / die Last des Schnees überwieget und ziehet an denselben / das Erdreich ist weich / giebt nach und hebet sich mit sambt der Wurtzel in die Höhe / welches also grosse Brüche verursachet / mehr als bey denen grossen Sturm Winden immermehr geschehen mag / sonderlich wo die Höltzer hin und wieder aufgehauen / oder die äuserste Bäume an Rand des Waldes / welche durchgehends wohl und besser als die innerhalb des Waldes eingewurtzelt / und also dem Wind fast wiederstehen können / zuvor gefället sind / und so zu sagen der Weg dadurch dem Winde offen stehet.

§. 4. Das andere so dem Wachsthum der Höltzer sehr schädlich / ist gleichfalls hiesiger Landen der Schnee / der in einer solchen Menge fället / und auf das junge Holtz / sonderlich in sogenannten dickigten sich dergestalt leget und sammlet / daß er solches gantz unterdrücket / knicket / und biß zur Erden niederbeuget / davon dasselbe gantz knorrigt / krum und gebogen wächset / daß es

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/71&oldid=- (Version vom 29.12.2019)