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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

zum Bauen hernach undienlich wird / am meisten aber gar verdirbet / oder doch keinen Wachsthum hat / und weil es niedergebogen / bevorab das Laub-Holtz / so nimmt es viel Raum ein / und verdemmet das darneben stehende.

Fast den allermeisten Schaden aber thun die Schnee in jungen und mitteln Holtz / die zum öfftern bey dem starcken Tau-Wetter fallen / solche hängen sich / weil sie naß / an die Gipffel und Aeste der Bäume / in grosser quantität an. Wird nun die Last allzugroß / oder es kömmt ein Wind darzu / so den angehengten Schnee mit den Wippeln beweget / so überwieget der Schnee / und bricht den Stamm gar entzwey / oder nur die Gipffel ab / zu 2. 3. 4. 6. und mehr Ellen hoch / zumahl wenn der Stamm annoch gefroren / so springet das Holtz wie Glaß / und sehr leichtlich entzwey / welches dann offtermahls geschicht / so gar daß manches Stück jung Holtz dadurch gäntzlich ruiniret wird / bevorab bey dem Tangel-Holtz / indem / weil die Gipffel abgebrochen / das Holtz seinen Wachs verlieret / ein Strumpff / oder Strommel bleibet / und endlich gar verdorret / und umfället.

Arboribus magnam dat nix inopina ruinam.

VIRG. d. i ein unverhoffter starcker Schnee thut denen Bäumen grossen Schaden und wirfft sie übern hauffen.

Und schreibet HORATIUS hievon artig Lib. I. od. 9.

Vides ut alta stet nive candidum, nec jam sustineant onus
Sylvae laborantes.

Du siehest ja wie die Gehöltze Noth leiden / weil sie die Last vom Schnee nicht ertragen können.

§. 5. Nicht weniger thun auch zu andern Zeiten die Wirbel und ungeheuren Sturm-Winde sehr grossen Schaden / daß sie die Bäume von Wurtzeln loß rütteln / und sie daher verdorren / und verderben müssen. Ja sie brechen auch wohl grosse Refieren gar um / daß ein Baum sich an dem andern lehnet / und also einer den andern in grosser Menge niederschläget und Creutzweise über einander wirfft.

Wo aber die Bäume eintzeln in grossen Wäldern gebrochen sind / seind solche nicht wohl zugebrauchen und abzuführen / weil man keine Wege dazu hat; Jedoch könte es hernach bey der Schlitten-Bahne geschehen / da man überall durch kan / und keine besondere Wege nöthig hat.

A. Ch. 1612. soll so ein grosser und grausamer Sturm-Wind in Meißnischen Ober-Gebürge gewesen seyn / daß er gantze Wälder / nieder geleget / und die grösten auch mehr als kläffterige Bäume mitten entzwey gebrochen.

Und ob gleich etliche stehen blieben / so sind doch die Wurtzeln

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/72&oldid=- (Version vom 29.12.2019)