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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

artig praesentiret.

Unsere Nachfahren werden dergleichen grosse Stämme und Brüche nicht viel zu sehen bekommen / weil selbige sich künfftig nicht ereignen dürfften / indeme die alten gar überständigen Höltzer / sie sind so ferne / oder in Morasten oder auf Höhen gelegen / als sie wollen / meist angegriffen worden / oder schon abgetrieben sind.

§. 9. Ferner so verdirbt auch in dürren Jahren / sonderlich auf denen Höhen / viel Holtz / so gar / daß es nach und nach verdorret / sonderlich Fichten und Tannen / und fänget das Ubel von oben herein / oder von Gipfel an / läßet die Tangeln fallen / und endlich giebt sich die Rinde auch ab.

Die Ursach ist ausser Zweiffel / daß wegen der Sonnen-Hitze und Mangel des Regens die Feuchtigkeit den Wurtzeln / welche ohne dem nicht tief liegen / entzogen wird / daher die Göttliche Vorsichtigkeit / insgemein zwar die Wurtzel mit Moos bedecket / daß sich die Feuchtigkeit darunter besser halten / und von dem Winde und Sonnen Hitze nicht ausgetrocknet werden kan; alleine / wenn die Dürre allzu groß / und der Stämme und Wurtzeln zu viel sind / so kan die in- und unter den Moos enthaltene Feuchtigkeit doch nicht sufficient seyn / und verdorret endlich das Holtz Platz- und eintzeln- oder Stammweise / und hat dabey eine solche Art / daß es hernach das nah stehende Holtz gleich einer Seuche anstecket / da denn am besten gerathen / daß man als bald das anbrüchige niederfälle und verbrauche / und also dem künfftigen Anflug und Wiederwachs Raum mache.

Sind also die dürre Jahre dem Holtze sehr schädlich / und verwindet es solches so bald nicht / verdirbet auch viel erst folgende Jahre hernach / indem es sich nicht erholen kan.

Ja es geschicht auch wohl / wie es die Historien gnugsam bezeugen / daß bey anhaltender grossen Hitze die Wälder sich entzünden / und auf etliche Meilweges abbrennen.

§. 10. Nicht weniger geschicht auch durch den Frost Schaden an den Bäumen.

Denn ob gleich etliche die grosse Winter-Kälte wohl vertragen können / so vermögen es doch andere nicht / oder ist doch zweiffelhafft / sonderlich allerley wild Obst / die erfrieren zu Zeiten / wenn der starcke Frost allzu lange anhält / und wenn die Wurtzel sehr feuchte stehet / oder das Glat-Eyß starck an denen Stämmen und Aesten lieget / so erkältet es den Baum biß auf das Marck / und der Baum erfrieret gar / und verdirbet.

Dergleichen erfrorne Stämme soll man aber bey Zeiten be- oder gar abhauen / so schlagen sie wieder aus / wo aber solches nicht geschicht / so sind sie gar verlohren.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/74&oldid=- (Version vom 29.12.2019)