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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

zu achten / deßhalben auch die Gehaue wenn anders der Anflug aufkommen soll / einige Jahre mit Hecken und Zäumen wohl verwahret werden könten.

Wie denn in Franckreich die Wälder auf gewisse Zeit geschlossen werden / damit der Wiederwachs sein Fortkommen haben möge.

Welches auch VIRGILIVS gerathen wenn er saget: Texendae sepes etiam, & pecus omne tenendum est; Praecipue, dum frons tenera, Georg. 2. D. i. Man muß Zäume machen und das Vieh zurücke halten / sonderlich wenn die Zweige noch jung sind.

§. 21. Daß über dieses die wilden Bäume auch noch vielen Anstoß oder Kranckheiten / so wohl als andere vegetabilia, Mensch und Viehe selbst unterworffen seyn / auch wohl gar davon verderben / ist nicht zu zweiffeln / und geben solche auch Anzeigungen genug ihrer Schwachheit; dagegen man aber auch allerley Mittel so viel möglich gebrauchen soll.

Die gelben Blätter / so an theils Aesten in Frühling und Sommer ausser der Zeit sich sehen lassen / ingleichen / wenn die äusersten Spitzen an denen neuen Schößlingen und Sprossen anlauffen / schwartz / und die Blätter welck werden / oder gar abfallen / wie auch wenn die Frucht oder Saame nicht vollkommen werden will / verwelcket / klein bleibet / oder wohl gar abfället; Wenn der Baum die Schale fallen lässet / die Gipffel dürre werden / und dergleichen mehr sich ereignet / so ist es Anzeigens genug / daß der Baum mangelhafft sey / und verderben will.

Solche Kranckheiten der Bäume sind meistentheils / der Brand / der Krebs / der Wurm / Raude / die Gelbesucht / die Unfruchtbarkeit / Moos oder das Alter etc.

§. 22. Der Brand ist / wenn von innen gegen das Marck der Stamm schwartz und anbrüchig / it. wenn der Baum / sonderlich das Tangel-Holtz / und in specie die Fichte / oben in Gipffel etwas welck wird / die Rinde sich ablöset / oder ein wenig aufspringet / darunter sich schwartze Düpfgen spüren lassen / worauff hernach gantz kleine weise Würmer folgen / welche immer grösser werden / und sich theils durch die Rinde durch- und heraus fressen / theils den Stamm benagen / und darinnen todt bleiben / biß endlich die Rinde sich ablößet / der Stamm völlig verdorret / und das Holtz schwartz wird.

Dergleichen Brand enstehet / aus vielen Uhrsachen: die vornehmste ereignet sich meistens bey dem Gepflantzten / wenn der Baum anders gesetzet wird / als er zuvor gewesen.

Denn / wenn die Seite / so zuvor Mitternacht-werts gestanden / gegen Mittag

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/81&oldid=- (Version vom 12.12.2020)