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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

oder Lufft / so die extremitäten an den Aestlein ausdorren / thun auch nicht wenig schaden / wie dann auch eine unartige / schädliche und faule Feuchtigkeit sonsten von unartigen / niedrigen / morastigen / und pfüligten Grund und Boden entstehet.

§. 29. Warum etliche Jahr her so viel 1000. Stämme Holtz / und zwar nur Fleckweise in jungen und wohlbestandenen / auch ausgewachsenen Höltzern auf dem Stamm dürre worden / wäre höchstnöthig zu untersuchen / ob einige Mittel dagegen seyn möchten.

Es ist dieses eine höchstschädliche Seuche / die man sonsten die Darre nennet / welche die Bäume abscheulich verstellet / die Schale abtrennet / wobey der Baum Wurmstichig und dürre wird / leichtlich faulet / (weil das Holtz schwammigt wird / und also desto eher Wasser an sich ziehet) verdirbet und die Gipffel einbrechen.

Alleine es hat sich ansehen lassen / als ob dieses eine rechte Wald-Seuche sey / und sich von anderweitigen Orten her fortgeflochten habe.

Ob es nun von bösen Nebeln / Thauen / grosser Dürre oder influenz des Gestirns und übler sideration, oder von Raupen-Geschmeiß / oder allzu grossen Frösten und Glateisen herrühre / ist nicht wohl zuergründen. Das meiste ist wohl die grosse Hitze und Dürre / wenn denen Bäumen die nöthige Feuchtigkeit entgehet / und der Gipfel von gifftigen Würmern inficiret wird / bevorab / weil es das Hartz-Holtz mehr als das Laub-Holtz betrifft.

Denn weil jenes hartzig / öhlig / fett / und also warmer Natur ist / könte man muthmassen / daß das dürre Wetter leicht schade / und sonderlich das hartzige Oel die poros in der Wurtzel zuschliesse / daß der Baum keine Nahrung dadurch zu- oder an sich ziehen kan.

§. 30. Sonsten seynd bey dem Absterben so vieler schönen wilden Bäume überhaupt die rationes physicae wohl meist diese / nehmlich die grossen und schädlichen Winde / die siderationes, so den Safft des Baums angreiffen / tödten / und also den Baum dürre machen.

Denn die starcken Sturm-Winde rütteln an den Bäumen die Wurtzeln loß / und wird ihnen also die nöthige Feuchtigkeit benommen; folget nun etwas trucknes Wetter drauf / so verdorret der Stamm.

Etliche halten dafür / ist auch wahrscheinlich / daß der Donner / Blitz und Strahlen dergleichen thun / und viele Bäume vergifften / gleichwie an theils Baum-Blüthen durch den Blitz grosser Schade geschiehet / das humidum radicale alsobald ausgetrocknet / inficiret / und gleichsam ersticket wird.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/83&oldid=- (Version vom 12.12.2020)