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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

auch Winters-Zeit die Schäfer sonderlich die jungen Tännling und Fichtling, schlagen mit ihren Schäfer-Stecken die Gipffel und Aeste ab / und lassen die Schafe solche abfressen / und benagen / zugeschweigen / wie viel 1000. Stamme zu denen Wild-Zäumen und zu Schal-Höltzern / in den Strassen gebraucht werden müssen / welches theils wohl zuverhüten / und die Strassen mit Steinen auszubesern seyn möchten.

§. 37. Bevorab ist das ein unsäglicher Schade / wenn der junge Wiederwachs / ehe er recht schlagbar ist / für der Zeit abgetrieben wird / allermassen da der Wiederwachs allzu jung / ehe er heran / oder ausgewachsen / wieder angegriffen / und zum rechten nutzbaren Gebrauch zukommen / nicht gelassen wird / so müssen also unvermerckter Weise nach und nach / die schönsten und grösten Gehöltze zu Grunde gehen und aus denen besten Wäldern / wie oben berichtet / unbrauchbare Einöden und Wüstungen werden.

Das starcke Schlagen und Klopffen an den Baum mit denen Aexten ist solchen auch nicht dienlich / denn dadurch wird die Schale laediret / daß sie sich von Stamm loß giebet / und der Brand und anderer Unrath zu des Baums Verderben darauf folget.

§. 38. Durch das viele Moos und Streu Rechen / wird nicht allein denen Bäumen die Feuchtigkeit zum Wachsthum entzogen / sondern auch viel junger Wiederwachs ausgerissen und verderbet.

Denn es lässet eben GOtt darum Moos in den Wäldern wachsen / daß die Wurtzeln von alten und jungen Bäumen besser vor dem Frost bewahret seyn / und die Feuchtigkeit sich darinnen enthalten könne.

Ligna, folia, & muscus ne colligantur, quia id fertilitatem sylvae impedit, ceu cujus solum folia, valde stercorant. D. i. Man soll das Holtz / Laub und Mooß in denen Wäldern nicht sammlen / weil dadurch ihre Fruchtbarkeit verhindert wird.

Denn das Laub u. d. g. denen Bäumen eine gute Düngung geben.

An etzlichen Orten wird des Mooßrechen dergestallt vergönnet / daß man solches nicht biß aufn Grund wegnehmen / sondern nur so zusagen / das Oberste mit einem weiten Rechen aus und abkämmen darff / welches denn auf gewisse masse gar dienlich / weil der Saamen alsdenn eher durchfallen / und das Erdreich ergreiffen kan.

Es thut auch grossen Schaden / wenn in die angeflogene Gehaue mit Wagen gefahren wird.

Dann weil der Wiederwachs noch kurtz und niedrig / so dencken die Fuhrleute und Bauern wohl durchzukommen / und den nechsten Weg zusuchen; alleine es ist glaubwürdig / wo ein Wagen durchgefahren / so verdirbet fast aller Wiederwachs / der

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/87&oldid=- (Version vom 12.12.2020)