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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

durch offtbesagtes Reissen der Stamm morsch / daß solchen der Wind / wo die meisten Risse sind / leicht brechen kan: wie man denn in den Wäldern viel ungebrochene gerissene Fichten antrifft / die also eintzeln verderben müssen.

Das Brenn-Holtz von solchen Bäumen / und sonderlich von dem Klotz und Stamm-Ort / wo die Risse sind / ist auch bey weiten nicht so gut und zubrauchen / als das andere / welches man in denen Oefen gewahr wird / denn es nur lieget und schmauchet / und keine rechte Flamme / und also keine Hitze giebet / weil ihm der Schwefel und seine Fettigkeit entzogen ist.

Zu geschweigen / daß dergleichen gerissenes Holtz / zum Bauen / zu Schindeln / und anderer Nothdurfft gantz untüchtig wird. Wolte man aber ja die Nutzung des Pichens nicht entrathen / so solte man die Wälder mit den Reissen und Hartzen zwey bis drey Jahr wechselsweise ruhen lassen / daß sie sich mitler Weile wieder erholen könten / oder etzliche Jahre zuvor / ehe der Holtzschlag dahin kömmt / erst das Reissen der Bäume / und das Hartzsammlen anstellen / oder zum wenigsten nur 5. bis 6. Risse geben / da man jetzo wohl Fichten findet / so 20. bis 30. Risse haben.

Aber in denen Gegenden / wo Holtzmangel ist / oder die Höltzer sonsten wohl zu employren / da ist der beste Rath / solche gar nicht zureissen.

§. 40. Grosser und fast unverwindlicher Schade geschiehet auch in den Wäldern / wenn entweder in grosser anhaltenden Dürre und Sommerhitze ein Brand in denselben entstehet (wie oben bereits berühret) oder durch Unvorsichtigkeit der Köhler und Holtzhauer / so nachläßig mit den Meulerbrennen / oder Tobackschmauchen umgehen / oder wohl gar aus Boßheit und Leichtfertigkeit Gottloser Leute Feuer in die Gehöltze gebracht wird / und wenn es das dürre Mooß / Graß / Reißig und dergleichen Feuerfangende Sache ergreiffet / also überhand nimmt / daß grosse Refieren / und wohl offt auf etliche Meilen in Umbfang verderbet werden.

Es giebet in solchen Brünsten ein grausams Geräusche und Brausen / sonderlich bey den Fichten und Tannen-Holtz / wenn der grüne Tangel durch die Gewalt des Feuers in Brand kömmt / und sind solche ausgebrante Raume / dergleichen viele in hiesigen Landen anzutreffen / mit Schrecken anzusehen / wenn alles bis auf den Grund kahl abgebrennt / ja Holtz / Rasen und Wurtzeln zu Asche worden.

Jedoch bleiben bißweilen etliche Stämme liegen / auch wohl gar stehen / so nicht gäntzlich verbrennen / an denen aber die Schale und Aeste biß zum Gipffel hinaus versenget und abgebrannt sind.

Am meisten ist zubedauren / daß auf solchen Brand-Räumen / und Gegenden in vielen Jahren kein Holtz wieder anfleuget /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/89&oldid=- (Version vom 12.12.2020)