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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Es giebt auch faule und schlimme Einwohner / so den Ackerbau und andere Nahrung gar negligiren / hingegen treiben sie ihre Höltzer ab / und nehren sich damit / bedencken aber nicht / wo ihre Nachkommen Holtz hernehmen sollen / und weil sie es für Fructus naturales halten / so ihnen nicht sauer zu erwerben wird / so achten sie das Geld / so sie daraus lösen / auch nicht sonderlich / und verthun es sonsten unnöthiger Weise.

§. 44. Nicht weniger Schade wiederfähret auch den Wäldern / daß das krumme / knothigte / untüchtige / unnütze / beschädigte / faule / verstümmelte und verbuttete Holtz am meisten Orten nicht / sondern nur das gute / beste / und die annoch in vollen Wachsthum stehende Stämme verkaufft und abgehauen werden / und hingegen jene stehen bleiben / so eben so viel Platz einnehmen / als ein guter Stamm und doch keinen Zugang oder Zuwachs mehr haben mag / warum? Jenes ist besser Kauffmanns-Guth / und braucht auch nicht so viel Arbeit zum Aufmachen / als dieses / aber der Schade ist des Grund-Herrns.

Ja es verkauffen auch manche nur die jungen Bäume und keinen ausgewachsenen / welches eben dergleichen Schaden nach sich ziehet / ja noch mehr.

Dann den jungen gehet am Wachs noch zu / aber den ausgewachsenen nicht.

Oder man läst ein schlecht Gestrippe und Gebüsche / ja einen Weyden- oder Dorn-Strauch / einen alten Strumpel etc. stehen / da ein oder mehr gute und von der besten Art Stämme Holtz / ihren Platz haben könten / und also bleibet dieser Platz und Raum immerwährend unnutzbar.

Gleichwohl geschiehet es zum öfftern / daß dasjenige Holtz / so Stammweise zum Bauen angewiesen wird / zwar noch jung / und in seinen besten Wachsthum ist / aber hingegen bleibet das alte starcke und ausgewachsene Holtz stehen / dem nichts oder wenig zugehet / auch zum Bauen nicht tüchtig / welches (wie erst gedacht) kein schlechter Schade ist, denn ein Stamm / so in seinen besten Wuchs ist / sonderlich eine Fichte / Tanne etc. dem gehet jährlich ein Zoll und mehr in diameter an der Dicke zu / wächset auch wohl eine Elle oder mehr in die Höhe.

Jedoch muß dabey consideriret werden / worzu ein jeder Stamm eigentlich zugebrauchen / und auch dahero zu fällen sey.

Sonderlich wäre vorzukommen / daß künfftig der junge schöne Wiederwachs nicht wieder ruiniret werde / und solchergestalt gar keine Hoffnung zum Aufwachs darauf zu machen sey / indeme selbiger theils Orten nur schuppen oder platz-weise stehet / zwischen

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/92&oldid=- (Version vom 12.12.2020)