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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

und Höltzer in ihren Ländern getrachtet / und dieselbe Erhaltung ihnen angelegen seyn lassen / auch die Jagden darnach eingerichtet / daß durch solche die Höltzer nicht ruiniret werden / wie in denen meisten Provinzien Teutschlandes und angrentzenden Ländern und Königreichen zusehen.

Wolte Nehemias zu Wiederaufrichtung der Gebäude / zu Jerusalem Holtz haben / muste Er erstlich von dem Könige Arthasasta Brieffe außwürcken an Assaph den Holtz-Förster des Königes / daß er Ihm gebe Holtz zu Balcken der Pforten am Pallast / die in Hause und an der Stadt-Mauren sind / und an dem Hause da er einziehen solte Nehem. 11. V. 8.

So findet man viel Exempel, daß grosse Generalen und Helden ihren Soldaten keines weges zugelassen / daß sie / auch in Feindes Landen / die Bäume und Wälder beschädigen dörffen / als welches sie ihnen bey hoher Straffe verboten / wie denn von Xerxe zu lesen / daß als er in Achaja eingefallen / er nicht einen eintzigen Baum in Feindes Landen verderben lassen.

Ein gleiches rühmet Polybius von dem Atheniensischen Fürsten / dem Timotheo. H. GROTIUS gedencket mit grossen Ruhm in seinen Annalibus, daß in vergangenen Spanischen und Holländischen Kriege die Generalen mit grosser Verwunderung der Ausländer / mitten in den verzehrenden Kriegs-Flammen die Fruchtbarkeit ihres Landes unersehrt behalten.

Es haben auch die Alten dafür geachtet / und von Zeiten zu Zeiten angemercket daß die jenigen / so sich unpfleglich an Höltzern / entweder als Feinde und Freveler / oder wohl gar als Eigenthums-Herren / oder als Aufseher / vergriffen / von Göttlicher Allmacht niemahls ungestrafft blieben.

§. 7. Man betrachte doch ferner wie andere Nationes / ja unsere Vorfahren die alten Teutschen selbst / vor die Wälder besorget seyn und was sie hierbey vor Wirthschafft führen.

In Spanien und zwar um Bilbao in der Provintz Biscayen, ist viel Schlag- auch Schneide-Holtz / da man die grossen Bäume ausschneidelt / und solches dergestalt eintheilet / daß die Eisenhammerwercke perpetuirlich mit Holtz versehen werden können / dem jährlich so viel Acker / und nicht mehr vor jedes Werck zu schlagen und zu verkohlen gestattet wird.

Wenn nun innerhalb 15. 16. oder 20. Jahren die Refieren abgetrieben / so seynd die ersten Gehau wieder schlagbar / und also erscheinet kein Mangel an Kohlen.

Dieserwegen wird die sonderbahre Vorsichtigkeit der Durchl. Republic von Venedig auch gerühmet / daß Sie für allen andern Dingen besorget und sich sehr angelegen seyn lassen / in ihren Provinzien, Schiffbau-Holtz nicht nur zu erziehen / sondern auch zu conserviren / wie Sie dann unter andern ein schön Stück Wald / so meistens Eichen-Holtz insich begreiffet / und Montello genennet wird / unweit Triest gelegen / besitzen / so zu sagen gleich als ein Auge in Acht nehmen /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/98&oldid=- (Version vom 12.12.2020)