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entworfenen Stammbaume total verschiedene Gestalt zeigen müsste.

Schon in seiner Cell-layers-Publikation vom Jahre 1873 hat Prof. Ray Lankester die schöne Hypothese von dem Lagenwechsel der Mundöffnung bei den Arthropoden aufgestellt, um eine zweite von ihm gemachte Supposition zu erklären, nach welcher das Prostom der Arthropoden ausschliesslich aus dem Augensegment gebildet sei. Somit nahm er an, dass die Antennensegmente ursprünglich metastomial gelegen und erst durch einen späteren adaptiven Lagenwechsel der Mundöffnung prostomial geworden seien. Auf welche Art und durch welche Ursachen veranlasst diese Veränderung zu Stande gekommen, erfahren wir leider nicht, wohl aber, dass diese Annahme durch Kowalewsky’s Untersuchungen über Amphioxus völlig verbürgt sei, weil nach dessen Beobachtungen der Mund von Amphioxus der erste Kiemenschlitz oder Pharyngealdurchbruch an der linken Seite sei und keine Beziehung zu dem primären Larvenmund habe! So ist es eine völlig verfehlte Analogie, welche die Vorstellung des „adaptational shiftning of the oral aperture“ begründen, sowie die Deutung der Arthropoden-Antennen als postorale Gliedmassen rechtfertigen sollte. Und R. L. nennt diese Speculation eine fundamentale Theorie, welcher ich die Deutung der zweiten Antenne als Rumpfgliedmasse entlehnt haben soll!

Später, in den Limulus- und Apus-Artikeln des Jahres 1881, wird dann die postorale Natur der Antennen nur noch für die Crustaceen aufrecht erhalten und die Möglichkeit ausgesprochen, dass die Antennen von Peripatus, sowie der Hexapoden und Myriapoden wahre Anhänge des Prostoms wie bei den Chaetopoden sind.

Dem gegenüber habe ich selbst die vorderen Antennen der Crustaceen nie anders als mit den Antennen der Myriapoden, Insecten und Peripatus gleichwerthige Prostomialgliedmassen betrachtet und mit Hatschek von den Stirntentakeln der Anneliden abgeleitet, dagegen dem zweiten Antennenpaar der Crustaceen die Bedeutung eines erst secundär vor den Mund gerückten Rumpfgliedmassenpaares zugeschrieben, seitdem ich bei vielen Entomostraken den Ursprung des zweiten Antennennerven weit vom Gehirn abwärts an Ganglien des Schlundringes kennen lernte und zugleich die paraorale Lage dieser Gliedmasse bei der Naupliuslarve in Berücksichtigung zog. Nicht einen Lagenwechsel des Mundes, wie ihn R. L. vorausgesetzt hatte, sondern eine im Laufe der Entwicklung vollzogene Aufwärtsbewegung der Gliedmasse mit