Seite:Tacitus Germania Baumstark 18.jpg

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Geschenken geehrt; und gar oft schlagen sie durch ihren großen Ruf allein die Kriege nieder.

14.

Wann es zur Schlacht kam, ist es schimpflich für den Häuptling, in der Tapferkeit nachzustehen, schimpflich für das Gefolge, der Tapferkeit des Hauptes nicht gleichzukommen. Aber ehrlos gar für das ganze Leben und schmachvoll ist es, seinen Führer überlebend aus dem Kampfe zu kehren. Ihn vertheidigen, ihn schützen, sogar die eigenen Heldenthaten seinem Ruhme zuweisen, ist allererste heilige Pflicht. Die Häuptlinge kämpfen für den Sieg, die Begleiter für den Häuptling. Wenn der Staat, in dem sie geboren, in langem Frieden und Ruhe starret, so ziehen gar Manche der adeligen Jünglinge aus eignem Triebe zu den Stämmen, welche jetzt gerade irgend einen Krieg führen, theils weil der Nation die Ruhe unwillkommen ist, theils weil man unter scharfer Gefahr leichter zu Ruhm gelangt, ein großes Gefolge aber nur durch Gewalt und Krieg halten kann. Denn man verlangt von seines Häuptlings Freigebigkeit jenes kampfmuthige Roß, jene blutige und siegreiche Frame; Schmäuse nämlich, und die reichlichen, wenn gleich schmucklosen Bewirthungen vertreten die Stelle des Soldes. Der Stoff für reiche Güte kommt durch Kriege und Raub. Und man mag nicht so leicht sie dahin stimmen, die Erde zu pflügen oder das Jahr abzuwarten, als den Feind zu fordern und Wunden zu gewinnen; ja, faul im Gegentheil und träge scheint es, mit Schweiß zu erarbeiten, was man mit Blut erreichen kann.

Empfohlene Zitierweise:
Publius Cornelius Tacitus: Die Germania des Tacitus. Freiburg i. Br.: Herder’sche Verlagshandlung, 1876, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tacitus_Germania_Baumstark_18.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)