Seite:Tacitus Germania Baumstark 20.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ziegel Verwendung ist bei ihnen: durchweg nehmen sie Holz dazu, formlos, unansehnlich und ungefällig. Einzelne Stellen überstreichen sie recht sorgfältig mit so reiner und glänzender Erde, daß es der Malerei und Farbenzeichnung nahe kommt. Sie pflegen auch unter dem Boden Höhlen zu öffnen und belasten sie mit vielem Mist darüber, Zuflucht für den Winter und Behältniß für die Früchte. Durch Gelasse der Art lindern sie die Strenge der Kälte, und wenn einmal der Feind einbricht, verheert er das Offene, das Versteckte aber und Vergrabene weiß man nicht, oder es entgeht schon darum, weil es zu suchen ist.

17.

Decke ist Allen ein Mantel, mit einer Heftel oder, wenn diese fehlt, mit einem Dorn zusammengeknüpft; im Uebrigen unbedeckt, verbringen sie ganze Tage neben dem Heerde und Feuer. Die Begütertsten unterscheidet ein Leibkleid, nicht bauschig, wie die Sarmaten und Parther es haben, sondern anliegend und jedes einzelne Glied darstellend. Auch Wildpelze tragen sie, die zunächst im Uferland gleichgültig, die weiter im Innern mehr ausgesucht; denn zu ihnen dringt kein Putz durch Handel. Man liest aus unter dem Wild und sprenkelt die abgezogenen Hüllen mit Flecken und mit Fellen von Thieren, die der äußere Ocean zeugt und das unbekannte Meer. Auch die Weiber haben keine andere Tracht, als die Männer, außer daß die Weiber sich öfter in leinene Gewänder hüllen, welche man durch Hochroth bunt macht, und den oberen Theil des Leibkleides nicht in Aermel verlängern, nackt

Empfohlene Zitierweise:
Publius Cornelius Tacitus: Die Germania des Tacitus. Freiburg i. Br.: Herder’sche Verlagshandlung, 1876, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tacitus_Germania_Baumstark_20.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)