Seite:Tacitus Germania Baumstark 26.jpg

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umher. Die Uebung bereitet Kunst, Kunst Schönheit. Nicht zum Erwerb jedoch oder für Lohn: des noch so verwegenen Muthwillens Preis ist das Ergötzen der Schauenden. Das Würfelspiel, man muß sich wundern, üben sie unbetrunken als etwas Ernstes mit solcher Unvernunft für Gewinnen und Verlieren, daß, wenn Alles dahin ist, sie im äußersten und letzten Wurfe die Freiheit und den Körper daran setzen. Der Besiegte tritt in freiwillige Knechtschaft; obgleich jugendkräftiger, obgleich stärker, läßt er geduldig sich binden und verkaufen. So groß ist die Hartnäckigkeit in der fehlerhaften Sache; sie selbst nennen es treue Ehrlichkeit. Sklaven dieses Looses geben sie im Handel weiter, um auch sich vom Schamgefühl des Sieges loszumachen.

25.

Die andern Knechte brauchen sie nicht nach unsrer Art zu Diensten, dem Gesinde der Reihe nach genau angewiesen; Jeder führt seinen Sondersitz, sein Haus und seinen Hof. Der Herr legt ihm ein Gewisses an Frucht oder Vieh oder Kleidungsstoff auf wie einem Pflanzer, und der Knecht ist soweit unterworfen. Die Verrichtungen für das Haus im Uebrigen besorgen Frau und Kinder. Einen Sklaven peitschen und mit Kerker und Strafarbeit züchtigen, ist selten; ihn zu tödten, pflegen sie, doch nicht aus Zucht und Strenge, sondern im Sturm und Zorn, wie einen Feind, nur daß es straflos ist. Die Freigelassenen stehen nicht viel über den Sklaven; ihrer ist selten eine Bedeutung im Hause, niemals im Staate, bloß die Völker ausgenommen, welche in Königsherrschaft stehen,

Empfohlene Zitierweise:
Publius Cornelius Tacitus: Die Germania des Tacitus. Freiburg i. Br.: Herder’sche Verlagshandlung, 1876, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tacitus_Germania_Baumstark_26.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)