Seite:Tagebuch Russlandfeldzug 0034.jpg

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sie ihrer Jungen beraubt, wenn sie toll werden, wozu ihre Natur leicht reizbar ist, oder im äußersten Falle, wenn ihnen alle Nahrung mangelt, hat man Beispiele, daß sie sich bis in die Dörfer und Gehöfte wagen und Menschen anfallen. In strengen Winternächten stimmen sie in den Waldungen ein grausendes Geheule (den Hunden gleich,) an, welches von den übrigen beantwortet wird, sich im Holze durch das Echo noch vervielfältiget und in stillen Nächten weit zu hören ist.

     Auch Bäre giebt es in verschiedenen Theilen des Herzogthums Warschau, mehrere aber noch jenseits des Bugs im rußischen Antheile Pohlens, vorzüglich in der Gegend der rokitnoschen[1] Sümpfe, wo Morast und undurchdringliches Gebüsch und Gehölze jeden menschlichen Zutritt unmöglich macht, und sie ungestörter Hausen und nisten läßt. –

ViehZucht     So bekannt und gerühmt im Auslande die pohlnischen Pferde und Ochsen sind, so wenig darf man solche in dem Herzogthum Warschau und in den nächstangrenzenden rußisch pohlnischen Provinzen in der Nähe des Bugs und der Narew[2] suchen. Beide Raçen[3] der größern und vorzüglichern Sorte existiren in der Moldau und Ukraine, und werden durch Aufkäufer auf den Märkten Pohlens, wovon in Lenczno an der Wiprez und in Lowicz[4] die beträchtlichsten sind, verhandelt und uns zugeführt. – Der wirklich im Herzogthum Warschau befindliche Schlag von Pferden und Rindvieh, ist äußerst klein, dürftig und unansehnlich, obschon selbige von Dauer sind, und ihrer Statur nach mehr leisten, als man von ihnen erwarten könnte. Ein Hauptumstand, daß die hiesigen Pferde nicht zu der gewöhnlichen 10. bis 11. Viertel Zoll hohen Größe unserer leichten Cavallerie Pferde gelangen, ist wohl dieser mit, daß sie schlechte Nahrung und Abwartung bekommen, und zu frühzeitig und im zweyten Jahre schon zum Tragen od. Ziehen gebraucht werden. Gleiche Bewandnis hat es mit dem RindVieh, wozu noch kommt, daß man sie zu zeitig belegt

Anmerkungen (Wikisource)

  1. rokitnowschen - Prypjazsümpfe
  2. Narew – Fluss in Weißrussland und Polen, siehe Narew
  3. Raçe – Rasse
  4. Lowicz – das heutige Łowicz
Empfohlene Zitierweise:
F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0034.jpg&oldid=- (Version vom 21.4.2018)