Seite:Tagebuch Russlandfeldzug 0072.jpg

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Bialystock mit seinen Umgebungen zu räumen, sein Corps bei Nowogorod zusammenzuziehen und blos 2. Divisionen zur Deckung Vollhyniens vorzupoussiren.

Eintritt in Litthauen.      Wir brachen am 5ten July früh 3. Uhr wieder auf, betraten rechts Bialystock die nach Nowogorod führende gut unterhaltene Chaussee, verfolgten selbige eine Strecke, und traten noch an diesem Tage hinter dem Städtchen Hrodeck in Litthauen ein.

{{idt}Der Feind hatte bei der Räumung von Byalistock, wo der Siz einer DistrictsVerwaltung sich befand, mehrere Archive und einige geflüchteten Beamte sogar ihre Meubles und Effecten zu retten gesucht, allein wir waren, um dies völlig bewerkstelligen zu können, ihnen dennoch zu frühe über den Hals gekommen, denn wir fanden auf dieser freundlichen Chausse, die in grader Linie durch einen angenehmen Tannenwald sich hinzog, über eine halbe Stunde Weges, die Straße und die daran stoßenden Gräben mit zertrümmerten Pappieren dieser Archive bedeckt, und in Hrodeck selbst, ereilten wir noch 6. mit Effecten beladene Wagen, welche angehalten und der dasigen CivilBehörde bis zur nähern Entscheidung übergeben wurden. –

     Von rußischen Militaire war übrigens nicht die mindeste Spur vorhanden, alle Bewohner sagten einstimmig aus, daß der feindliche Nachtrab 48. Stunden vor uns, die Gegend passirt sey, und seitdem kein Mann von ihnen sich mehr habe erblicken laßen. Unser Marsch und unsere nächtlichen Bivouacqs geschahen demnach in der möglichsten Ruhe, obschon unserer Seits nicht verabsäumt wurde, um den gemeinen Mann frühzeitig schon an die nöthigen militairischen Vorsichtsmaasregeln zu gewöhnen, allein wie oft schläfert nicht eine solche Ruhe, ein einzelnes Commando ein, das sich selbst überlaßen und in den Genuße mehrerer lang entbehrter Bedürfniße sich befindend, solche weniger beobachtet und für nöthig hält, und oft mit seinem Leben, öfterer aber blos mit einem langen Verluste seiner Freyheit dafür büßen muß.

     Dies erfuhr eine am 7ten July von uns abgesendete Patrouille von 1. Estandart Junker und 7. Husaren, die nächst Kundschaft
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F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0072.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)