Seite:Tagebuch Russlandfeldzug 0095.jpg

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und denen frühern Gefechten her, wozu das vor- und hinter Sorczyn bivouaqirende HusarenRegiment den 9. Septbr zu einer Parade zusammenrückte, nichts, was nur einige besondere Bemerkung verdiente. –

Ich benuze diese Pause, um hier im Allgemeinen etwas über diejenigen rußischen Provinzen niederzuschreiben, die wir sowohl bis hieher als in der Zukunft durchstreiften.

Allgemeine Bemerkungen über Litthauen und Vollhynien      Sitten und Kultur, LandesArt und Gebräuche sind in Litthauen und Vollhynien noch ganz die früher geschilderten in dem alten Mutterlande Pohlen, von dem sie bei früheren Theilungen abgerißen worden sind; – nur weniger sandige, aber desto mehr sumpfige und buschigte Gegenden, – eine mehr in freyen Stutereyen, im Größern betriebene Pferdezucht, die eine ahnsehnlichere und größere Race, als die im Großherzogthum Warschau befindliche, bewirkt, und – der häufig sich eingemischte Cultus der grichischen Kirche sind es, die den flüchtigen Reisenden am ersten ins Auge fallen.

Der Boden meist lehmig, ist fruchtbar und sehr ergiebig. Wir trafen nächst der neuen Erndte auf dem Halme, noch ganze vorräthige ältere in großen Feimen[1], ein ☐ oben wie ein Dach schräg zugeschichtet, im Freyen an, welche sich von weiten wie Häuser praesentirten, und wo nach Versicherung der dasigen Einwohner ein solcher Feimen oft gegen 6–800. Schock Garben enthielt. Der größte Theil des Getreides das in Ermangelung schiffbarer Flüße schwer abzusezen ist, wird auch hier als HandelsArticel zur Fabrication des Brandeweins verwendet der jedoch bei weiten reichhaltiger an Graden und stärker als derjenige ist, den man im Herzogthum Warschau erzeugt. Die Menge des Stoffs hierzu ließ sich von den großen BrandeweinLagern schließen, die man auf jeden beträchtlichen Guthe antraf. Mangel an diesem Articel und an Fourage war daher nicht denkbar, so lange keine vorsezlichen und muthwilligen Verherrungen eintraten. Ich weis Fälle, wie z. B. in Wielki-Krinky – wo das ganze 7te ArmeeCorps sich auf mehrere Tage von einzelnen der gleichen großen Güthern auf dem Marsche mit Brandeweine verpflegte
  1. Feimen - im Freien errichteter Haufen von Getreide o.ä.
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F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0095.jpg&oldid=- (Version vom 3.1.2020)