Seite:Tagebuch Russlandfeldzug 0122.jpg

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Das Corps hatte in diesen Tagen verhältnißmäßig mehr Bleßirte als Gebliebene, was sich von der erhöheten Stellung des Corps herschrieb, indem der Feind viel zu tief schoß. Die Menge der Bleßirten welche in die Füße verwundet waren, lieferten den augenscheinlichsten Beweis hiervon. Das Regiment verlohr durch die feindlichen Batterien eine betrachtliche Anzahl Pferde. Ein einziger Schuß streckte deren 4. auf einmal todt darnieder. Der gesammte Verlust des Regiments bestand in diesen Tagen in 1. Mann 11. Pferde Geblieben, 8 Mann 23. Pf. vermisst und 19. Mann 6. Pferde Blessirten.

     So wie das gesammte Corps sich in diesem Gefechte mit Ruhm bedeckte, so verdient die zu demselben gestoßene franzß. Division Durotte nicht minder einer besondern ehrenvollen Erwähnung hierbei. – Sie focht nicht blos für Leben und Freiheit, als vielmehr für Ruhm und Ehre, weil nur eine dergleichen wiederhohlte Auszeichnung sie in die Chategorie der franzößischen LinienRegimenter stellen, und ihnen Adler und Ehrenzeichen zu Theil werden laßen konnte.

Feindliche Retraite nach Brczesc.

     Das Regiment brach den 17ten Novbr früh 5. Uhr von Wollkowize auf, und nahm an der Verfolgung des in der größten Bestürzung fliehenden Feindes Antheil. Es hielt nicht schwer ihn aufzufinden, denn alle über Swislocz, Weli-Krinky[1] und Rudna führenden Wege, waren mit feindlicher Infanterie, die vor Ermattung liegen geblieben, gleichsam bedeckt, ohne große Gegenwehr konnte man ganze Trupps von ihnen zusammen bringen, die mit der größten Resignation ihrem Schicksal folgten. – Hätte das österreichische Corps, das dem Feinde immer zur Seite war, einen kleinen Vorsprung zu gewinnen gesucht um den Engpaß bei Rudna, den der Feind auf seiner Retraite nach Brczesc paßiren mußte, vor ihm zu erreichen, so würden ganze Abtheilungen des Sackenschen Corps zu capituliren genöthiget gewesen seyn, und er würde sein ungestümes Vordringen mit den Verluste seines sämmtlichen Geschüzes haben büßen müßen, von welchen er außerdem schon mehrere Lafetten stehen lies, deren Rohre in die
  1. Weli-Krinky - verbessert aus Wielky-Krinky
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F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0122.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)