Seite:Tagebuch Russlandfeldzug 0129.jpg

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und durch Reiben mit der Hand nur erst wieder aufgethaut werden konnten, – und mehreres requirirtes und an die Wagen gebundenes Schlachtvieh erstarrte, und mußte, nachdem es eine Strecke lang noch mit fortgeschleppt worden, abgebunden und liegengelaßen werden. Besonders doppelt nachtheilig wirkte die zu harte Kälte auf die Cavallerie, die entweder unbeweglich auf den Pferden bald erstarrte, oder wenn sie abstieg, und dem scharf ausschreitenden Pferde im Trotte folgten, sich echauffirten und dann beim Wiederaufsizen durch den zu jählingen Übergang von der Wärme zur Kälte, die nachtheiligsten Folgen für die Gesundheit zu befürchten hatte. Wir erlebten hiervon Beispiele im Regimente, wo Mannschaften auf nächtl. Vedette die Füße erfrohren, amputirt wurden und starben, andere hingegen von dem zu raschen Wechsel der Wärme und Kälte vom Schlage betroffen wurden und augenblicklich den Todt fanden.

     Den 11ten December trafen wir in der Richtung nach Slonim in Prozanna[1] ein, allein da, – wie früher bereits erwähnt, – der Marsch der Österreicher nach Minsk nunmehro zu spät und ohne Nuzen war, und wir vielmehr einen überlegenen Feinde gerade in die Hände gelaufen sein würden, so bewegten wir uns nach einen gehaltenen Rasttage über Christianpol, Pruzanna[2] und Szereszew[3] wieder gegen Brczesc zurück, und bezogen ohnfern der Lenczna in und bei Terebun Postirungsquartiere. Das Hauptquartier befand sich zu Wollczyn am Bug, das Cavallerie Brigadequartier in Siczyki. –

     Die Lage des Corps wurde, da der Rest der großen Armée bereits Willna passirt hatte, und sich beinahe mit uns in gleicher Höhe befand, nunmehro um so gefährlicher, da bei den weiteren Vordringen der feindlichen Arméen, wir von der Tschittschagowschen, Wittgensteinschen und dem sich wieder erhohlten Sackenschen Corps von allen Seiten gedrängt und angegriffen zu werden befürchten mußten; blos der im Rücken uns gelegene Bug war noch der einzige Stüzpunkt,

  1. Prozanna - verbessert aus Prodzanna
  2. Pruzanna - verbessert aus Prudzanna
  3. Szereszew - verbessert aus Czerezov
Empfohlene Zitierweise:
F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0129.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)