Seite:Tagebuch Russlandfeldzug 0161.jpg

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nachdem wir hinter Kenty die Sola auf einer Schiffbrücke ebenfalls zurückgelegt hatten, Ostgallizien.

Österreichisch Schlesien     Die beiden Städtchen Biala und Bielitz trennt die Biala. Beide Stadttheile scheinen nur einen durch das Waßer von einander getrennten Ort auszumachen, und doch ist ihre Lage selbst, vorzüglich in geographischer Hinsicht so verschieden, denn so wie man Biala in Ostgallizien gelegen, verläßt, und über die hölzerne Brücke die beide Städte verbindet, in Bielitz eintritt, hat man Ostgallizien im Rücken, und befindet sich auf österreichisch schlesischen Boden.

     Die Gegend die wir zurücklegten war romantisch schön, meist eben, mit mehreren kleinen Flüßchen und Bächen durchschnitten, und mit einer Menge Dörfer und kleinen Landstädtchen gemischt, durch welche eine schöne Chaussée, die nach Wien führende sogenannte Kaiserstrasse sich hinwindet, auf welcher wir bis nach Mähren, tagtäglich unsern Marsch fortsezten. Linker Hand begleiteten uns eine große Strecke Weges, die zwischen Ungarn die Scheidewand bildenden majestätischen Carpathen, die in weiter Ferne sich endlich in den Wolken zu verliehren schienen. Zu den Angenehmen unsers Marsches gesellte sich übrigens noch eine angenehme milde Frühlingswitterung, so, daß wir am 26. April bereits von den ersten Gewitter begrüßt wurden.

Österreichisches RecrutirungsSystem, und politische Lage seiner Einwohner.     Der österreichische Hof, der sowohl durch die Annäherung der Rußen gegen die Elbe, den Krieg sich seinen Erbstaaten nähern sah, als vielleicht auch schon im voraus eine Änderung in seiner bisherigen politischen Stellung beschloßen hatte, hob zu jener Zeit, zur Ergänzung seiner Linientruppen und Aufrichtung der Landwehrregimenter eine große Anzahl junger Leute aus, von denen viele durch Überschreiten der so nahen Landesgrenzen sich ihrer Militairpflicht zu entziehen suchten. Um diese zum Rücktritt zu zwingen, bemächtigte man sich bis zur freiwilligen Selbstgestellung, ihrer Ältern und nächsten
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F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0161.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)