Seite:Tagebuch Russlandfeldzug 0166.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sowohl hinsichtlich seiner Bauart, als der daselbst geschloßenen Präliminarien, zu den nach der Schlacht verabhandelten Waffenstillestande und den kurz darauf zu Presburg geschloßenen Frieden.

     Das Schloß an und vor sich, ist zwar nicht modern erbaut und decorirt, doch aber merkwürdig hinsichtlich seiner Bauart, indem seine weitläufigen unterirrdischen Behältniße beinahe eben so viel Tiefe und Raum und Gelaß enthalten, als die über der Erde befindlichen, und doch dabei helle und trocken sind. Das Schloß enthält einen geräumigen Vorhof, unter welchem mit dem eigentlichen Schloße durch Treppen und Gänge verbunden, sämmtliche Küchen, Speise-Vorrathsgewölbe und dergleichen enthalten sind, die durch horizontal angebrachte große Fenster, über welche erst Drath- und hernach noch eiserne Gitter mit einer erhabenen steinernen Einfaßung vor eindringendes Waßer und sonstige Entschädigungen angebracht sind, das nöthige Tageslicht erhalten. Noch war das Zimmer mit eben den Tischen Stühlen u. übrigen Meubles wie damals, unversehrt erhalten, in welchen die Abgeordneten jener hohen Mächte dies wichtige Werk begannen und zu Stande brachten, doch zeigte uns auch der Castellan zugleich in selbigen einige gleich nach der Schlacht durch Feindeswuth und Plünderungssucht in die Tapeten gemachte Verlezungen durch Musketenkugeln, weil man dahinter verborgene Behältniße mit Kostbarkeiten und Werth angefüllt, vermuthet hatte.

     Der 11.te Maii führte uns auf unsern fortgesezten Marsche durch Austerlitz und durch die weitläufige dahinter gelegene Fläche, auf welcher eine der folgereichsten Schlachten geliefert wurde. Um uns jene Schlachtscenen gleichsam vom neuen zu versinnlichen, begleitete uns diesen ganzen Vormittag ein Gewitter, wobei das Rollen des bald nahen bald entfernten Donners den bei einer Schlacht würkenden Geschüz- und kleinen Gewehrfeuer so ähnlich war.

     Die äußerst flache Gegend ist mit vielen Teichen durchschnitten welche durch breite Dämme und Teichhäuser miteinander verbunden sind.


Empfohlene Zitierweise:
F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0166.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)