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Der Mittag wurde nun in allgemeiner Freude und Belustigung hingebracht. Man sang, spielte, gab Räthsel auf, sprach über die Ereignisse der Zeit, und die Jugend ergötzte sich dazwischen mit Tänzen nach dem Klang eines Pianoforte. Die Gesellschaft, immer inniger und herzlicher sich gegenseitig anziehend, trennte sich nicht eher, als bis der Tag sich geneigt hatte und der Mond über dem Föhrenwald aufstieg. Jetzt fing man an aufzubrechen, schilderte das Vergnügen einer sommernächtlichen Heimreise im Mondlicht, die Frauen und Mädchen suchten Halstücher, Schirmchen und Körbchen, die Männer ihre Hüte und Stöcke, alle dankten für den schönen Genuß des Tags, und die Gesellschaft zog mit Heiterkeit ab, einige zu Wagen, die meisten zu Fuße.

Sobald ich mich mit Hellborn allein sah, konnte ich mich nicht enthalten, über seine Schwägerin frei mit ihm zu reden. „Wie ist es möglich, sagte ich, daß diese Crescentia, die vormals in dem vortheilhaftesten Rufe der Feinheit und Artigkeit stand, nun in ein so bizarres Wesen verwandelt werden konnte? Wie ging es zu, daß sie, unter ihren Schwestern von der Natur vielleicht am vorzüglichsten ausgestattet, ihre Bestimmung als Gattin und Mutter allein verfehlte? Das sind die widrigsten Koketten, die dem Zerfall ihrer Reize durch Gelehrsamkeit aufhelfen wollen, und es ist oft nicht uninteressant, die

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_007.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)