Seite:Taschenbuch von der Donau 1824 026.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
4.

Zum drittenmal lächelte Crescentien die Sonne häuslichen Glücks. Es lebte ein Kaufmann im Städtchen, Namens Peter Baldinger, ein Mann, der, ohne ein spekulativer Kopf zu seyn, sich durch Glück im Handel ein ansehnliches Vermögen erworben hatte. Sein einziger Sohn, Bernhard, hatte seit zehn Jahren auf großen Handelsplätzen sich umgethan, und in der Welt etwas tüchtiges gesehen und erfahren. Da der Vater bei seinem herannahenden Alter sich in die Ruhe begeben und seinem Sohne die Handlung übergeben wollte, wurde dieser heimberufen, und war seit einigen Tagen angelangt, um die Geschäfte nach seinem Kopfe zu ordnen. Er mochte etwa dreißig Jahre alt seyn, war nicht sonderlich groß, aber von starker Positur, übrigens von gutem Aussehen, männlich, in seinem Betragen, höflich ohne viele Worte, und in seinen Sitten schlicht und unbescholten. Er hielt sich seit seiner Heimkehr gewöhnlich still zu Hause, weil er dem kleinstädtischen Visitenmachen gram war, und diese lästige und umständliche Höflichkeit nicht leiden konnte.

Eines Sonntags Vormittags lag er unterm Fenster und schmauchte seine Pfeife Knaster in die frische Luft hinaus, als eben das Geläute der Glocken zur Kirche

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_026.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)