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meinen Freund, aber es wollte nichts helfen; ich faßte das Herz, mit dem Obervogte darüber zu reden, erhielt aber von ihm einen kurzen Bescheid. Miltenheim, dem ich nicht verschweigen konnte, was ich erfahren hatte, versank in die größte Betrübniß. Aufs heiligste betheuerte er seine Unschuld, nur die schändlichste und boshafteste Verläumdung, sagte er, habe solche Gerüchte über ihn ausbreiten können. Uebrigens entschloß er sich, das Haus des Obervogts und den Umgang mit Theresen zu meiden, bis seine Unschuld an’s Licht gekommen sey.

Während ich nun redlich mit meinem gemißhandelten Freunde Leid und Kummer theilte, brach auch über meinem Haupte ein Ungewitter aus, das meinen süßesten Hoffnungen ein Ende zu machen drohte. Ich erhielt einen höchst unerwarteten Brief von meinem Vater, in welchem er mir kurz und dringend schrieb, je bälder je eher das Haus des Obervogts zu verlassen, und mich heimzubegeben. Ich erschrak nicht wenig über diesen mir so unwillkommnen Befehl, konnte mir aber die Veranlassung schlechterdings nicht enträthseln, und wußte mir in meiner Beklommenheit und Ungewißheit nicht anders zu helfen, als daß ich den Brief dem Obervogt zu lesen gab. Dieser schüttelte bedenklich den Kopf, und wußte nicht, was er aus der Sache machen sollte, begriff übrigens leicht, daß Mißverständnisse vorwalten müßten, und

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_039.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)