Seite:Taschenbuch von der Donau 1824 040.jpg

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schrieb selbst an meinen Vater, um ihn von seinem raschen Entschlusse abzubringen, oder wenigstens die Gründe desselben zu erfahren. Mein Vater aber antwortete kurz und trocken: „Daß er es für gut halte, seinem Sohn eine andere Laufbahn anzuweisen, und daß er durch die triftigsten Gründe dazu bewogen werde.“ Der Obervogt hatte immer viel auf meinen Vater gehalten, daher schmerzte ihn dieß zurückhaltende und mißtrauische Wesen; weil ihm aber daran lag, das gute Vernehmen auch künftig mit demselben fortzusetzen, und die alte Freundschaft, welcher nun ein Bruch drohte, nicht fahren zu lassen: so entschloß er sich, die Sache persönlich mit meinem Vater abzumachen. Demnach ermahnte er mich, einstweilen zu bleiben, und erklärte, er wolle selbst zu meinem Vater reisen. Uebrigens gebot er mir, über die ganze Sache ein unverbrüchliches Stillschweigen gegen Jedermann zu beobachten. Des andern Tages fuhr er ab, ohne daß ein Mensch, außer mir, wußte, wohin. Meine feurigsten Wünsche für eine günstige Wendung der Sache folgten ihm nach. Zwischen Furcht und Hoffnung schwebend konnte ich seine Wiederkehr kaum erwarten. Am vierten Tage war er zurück.

Wie pochte mein Herz von Besorgniß, als der Wagen anrollte, aber wie leicht wurde es mir um die Brust, als ich den Obervogt heiter und mit einem lächelnden

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_040.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)