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Das ich von Ihnen zog, recht wohl versorgt zu wissen,
So soll’s die Armuth einst durch ein Legat genießen.“

Drei Tage lebt sie noch, und bringet diese Frist
Mit stetem Lesen zu, weil sie im Schuldbuch liest.

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Sie rechnet auf ein Haar die eingetragne Beute,

Das blutige Procent in Noth gestürzter Leute.
Sie starb. Ihr Zimmer wird mit Trauer angefüllt,
Und standesmäßig bald in schwarzes Tuch gehüllt,
Um das die kluge Frau den Eigner einst gepfändet,

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Weil er den Zins ihr nicht zur rechten Zeit gesendet.

Die Lichter fackelten erhellend um den Sarg,
Als sich, ich weiß nicht wie, ein Funk’ im Tuche barg,
In kurzem um sich griff, und eine Flamm’ erregte,
Die Leiche, Schuldbuch, Haus und Hof in Asche legte.

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Denn Löschen war umsonst; des letzten Spiels Gewinn,

Und was im Leben sie mit Sünd’ erkargt, war hin.

Dank sey der Feuersbrunst, die so viel wackre Leute,
Von Schuld und Wechselbrief in Einer Nacht befreite.


Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_069.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)