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An den Baum.

II. 13.
Am Tag des Unglücks legt’ in die Erde dich
Dein erster Pflanzer, und mit verruchter Hand
Erzog er dich, o Baum, den Enkeln
Einst zum Verderben, der Flur zur Schande.

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Er hat, das glaub’ ich, seinem Erzeuger selbst

Den Hals gebrochen, nächtliches Blut verspritzt
Im innern Schlafgemach des Gastfreunds,
Kolchische Gifte gemischt, und alles

Verübt, was je an Gräueln ein Menschenherz

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Gebrütet, wer dich, trauriges Holz, gesetzt

Auf meinen Acker, dich, zu fallen
Auf des nicht schuldigen Herren Scheitel.

Was Jeder stündlich meide, das hat ein Mensch
Noch nie erkundet; Puniens Schiffer bebt

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Dem Bosporsund, und fürchtet nirgends

Drüber hinaus das verborgne Schicksal.

Der Krieger die Geschoß’ und behende Flucht
Des Parthers; dieser Ketten- und Kerkerblock
Des Römers, aber ungeahnet

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Raffet und raffte der Tod die Völker.


Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_083.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)