Seite:Taschenbuch von der Donau 1824 115.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

erreichen oder mit einem kurzen Leben dauernden Nachruhm erkaufen wolle. Er zog das letztere vor. Tithonus erhielt durch die Bitte seiner Gemahlin Aurora von den Göttern Unsterblichkeit, aber sie hatte versäumt, ihm zugleich kräftige Lebensfülle zu erflehen. Während also sie selbst als Göttin in ewiger Jugend fortblühte, zehrte ihn das kommende Alter immer mehr ab, daß er zuletzt die Verwandlung in eine Heuschrecke als Wohlthat annahm. 31–40. Keiner beneide den andern; jedem bringt die Hore eine eigene Gabe. Die Horen sind Untergöttinnen der Zeit, aber auch Dienerinnen des Jupiter, die den Sterblichen stets etwas Neues bringen, aber keinen ganz versäumen und vergessen. – Du bist reich an schönen Heerden Sicilischer Kühe, dir wiehert die Stute, mit welcher du im Wagen den Sieg erkämpfen kannst, dich schmücken Gewande von Purpur; ich besitze zwar ein kleines Feld, aber ein wenig griechischen Dichtergeist hat mir die Parze verlieh’n, und den boshaften Troß meiner Neider und hämischen Tadler kann ich verachten. Es ist bekannt, wie bitter die Kritikaster und Afterdichter des damaligen Roms den guten Horaz durchhechelten. Er sey, hieß es, ein Sprachverhunzer, ein Sylbenstümper, ein geschmackloser Nachäffer, und nichts weniger als ein lyrischer Dichter. Ueber solche

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_115.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)