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Führt auch aus der trauten Halle
Einst die Auserwählten alle

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In die Ferne das Geschick,

Wandelt er mit Gram beladen
Oft auf freudelosen Pfaden,
Missend das verlorne Glück;

Wankt er, wenn sich Wolken thürmen,

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Einsam in Gewitterstürmen,

Ohne Leiter, ohne Stab;
Lauscht er schmerzerfüllt und düster
Bangem Mitternachtsgeflüster
Sehnsuchtsvoll am frischen Grab;

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Dann erquicken ihn die Stunden,

In der Freundschaft Arm verschwunden,
Tröstend durch Erinnerung;
Das Gedächtniß vor’ger Freuden
Labt das Herz in bangen Leiden,

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Gibt der Seele neuen Schwung.


Dann gedenkt er ruhig wieder
Mancher frohgesungnen Lieder,
Und der Schwüre, treu und warm;
Und geweckt von stillem Sehnen

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Quellen schwerverhaltne Thränen,

Und beschwichtigt ist der Harm.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)